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und dessen Kindern abgekauft und der katholischen Geistlichkeit zum Gebrauch überlassen[1]. Der Garten bestand ursprünglich aus drei Grundstücken, welche von den Vorbesitzern nach und nach erworben und zu einem Grundstücke vereinigt worden waren.

Im Jahre 1649 hatte der Apotheker Peißker das Grundstück eines Goldarbeiters Borisch erkauft, welches sich früher im Besitze des Geheimen Raths und Reichspfennigmeisters Grafen von Loß befunden hatte, und 1654 kaufte er das daneben gelegene Grundstück des Appellationsraths Dr. Friedrich Tüntzel auf Tunzenhausen und Möhlau hinzu, welches vorher den Herren von Schönburg gehört hatte. Durch Erbschaft gingen beide Grundstücke auf die Tochter Peißkers über, die mit dem Geheimen Rath und Reichssekretär Dietrich verheirathet war. Von dieser erwarb der Kammer- und Bergrath Adam Ernst Senfft von Pilsach das Grundstück und vergrößerte es durch den angrenzenden, von dem Kanzleidiener Joh. Christoph Schade erkauften Garten. Die Erben Senfft von Pilsachs veräußerten das Grundstück im Jahre 1719 an die Ehegattin des Advokaten Kreyßig, und 1727 ging es von Johann Albrecht Gervens Erben auf die verehel. Leger über. Es wird damals mehrfach als der Schade- und Dietrich’sche Garten bezeichnet. Zur Zeit der Erwerbung durch König August III. bestand das Grundstück aus einem ziemlich umfänglichen Garten, zwei Wohnhäusern und einer Scheune. Letztere war deshalb nöthig, weil einige außerhalb der Stadt beim Dorfe Plauen gelegene Felder dazu gehörten. Es wurden mehrere Kühe und eine Anzahl Hühner in dem Grundstücke gehalten, welche nach der Erwerbung durch den Landesherrn dem Vorwerk Ostra überwiesen wurden[2].

Im Adreßbuche vom Jahre 1797 wird das Grundstück als der „Geistliche Garten“" bezeichnet, 1827 wurde dort eine katholische Armenschule errichtet und am 2. Januar 1828 eingeweiht. Hierzu kam 1829 noch ein katholisches Waisenhaus, das ursprünglich als Ersatz für das Soldatenknaben-Erziehungsinstitut zu Annaburg bestimmt war, in welchem letzteren dem apostolischen Vikariat die Besetzung mehrerer Stellen zugestanden hatte. Das Waisenhaus war ursprünglich für 12, vorzugsweise Soldatenknaben, eingerichtet, wurde aber später durch Vermächtnisse erweitert[3].

Ueber den dicht bei diesem Grundstücke gelegenen Queckbrunnen finden sich wenig Nachrichten. Er wird 1461 zuerst urkundlich erwähnt. Da man seinem Wasser eine wunderthätige Wirkung zuschrieb, wurde im Jahre 1514 eine Kapelle dort errichtet, die jedoch schon 1520 nicht mehr in Gebrauch gewesen zu sein scheint und 1539 abgebrochen wurde. Die Stelle, wo diese Kapelle gestanden hat, ist nicht mehr zu ermitteln. In den Jahren 1722 und 1734, dann wieder 1745, 1783 und 1824, zuletzt 1870 wurde der Brunnen erneuert[4].

Eins der großen Gartengrundstücke, die sich in früheren Jahrhunderten in der Wilsdruffer Vorstadt befanden, hat sich noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten. Es ist das Grundstück Käufferstraße Nr. 11 (früher Mittelgasse Nr. 7), seit 1884 Asyl für obdachlose Männer. Es bestand aus einem sehr umfänglichen Garten, der theilweise bis zur Palmstraße reichte. Das Wohnhaus soll nach Hasche im Jahre 1773 erbaut worden sein. Im 18. Jahrhundert besaßen es die von Haugwitz, dann der Vicepräsident des Appellationsgerichts Kammerherr von Carlowitz, später, bis 1847, der Staatsminister von Nostitz und Jänckendorf, worauf es eine polnische Gräfin von Olizar erwarb. 1862 kam es in bürgerlichen Besitz und es wurde eine Cigarrenfabrik dort eingerichtet. Bei Anlegung der Wettinerstraße (1864 fg.) wurde der Garten mitten durchschnitten und bebaut, so daß jetzt nur noch der wenig umfangreiche Rest des Grundstückes an der Käufferstraße vorhanden ist[5].

Die Bebauung des Schützenplatzes (bis 1851 „an der Viehweide“ genannt) und der Schützengasse ist, soweit sich aus den vorhandenen Plänen ersehen läßt, zu Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts erfolgt. Auch die Trabanten- und die Feigengasse dürften um diese Zeit entstanden sein.

Das Schießhaus ist auf den beiden in Betracht kommenden Plänen noch nicht zu sehen, obwohl nach Neubert (Die Schützengesellschaften S. 15. 16. 111) die Büchsenschützen bereits seit 1549 dort eine provisorische Schießstätte und seit 1554 ein wahrscheinlich nur aus Holz erbautes Schießhaus besaßen. Dasselbe war im Dreißigjährigen Kriege zerstört und 1658 an einer in der Nähe gelegenen Stelle wieder aufgebaut worden. Es war vielleicht auch nur von Holz gewesen und stand bis zum Siebenjährigen Kriege; auf dem Plan von 1706[6] befindet es sich ziemlich an derselben Stelle wie heute. Da es baufällig geworden war, wurde es 1767 abgetragen und dahinter ein neues steinernes Schießhaus erbaut. Seit 1875 hält die Schützengesellschaft ihre Schießübungen in dem neuen Schießhause in den Trachenbergen ab.


  1. )Rep. XXII. Dresden 104.
  2. Rep. XXII. Dresden 237. Rep. K. Nr. 251.
  3. Lindau, Geschichte Dresdens, Bd. 2. S. 498. 682. 774. – Ackermann, Stiftungen, S. 486.
  4. Richter, Verwaltungsgeschichte Bd. II. S. 263. – Hasche, Beschreibung Dresdens. Bd. 1. S. 463.
  5. Hasche, Beschreibung Dresdens. Bd. 1. S. 456, und Dresdner Adreßbücher.
  6. Richters Atlas Tafel 3 und 17. – Rißschr. III Fach 40. Nr. 15.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/119&oldid=- (Version vom 2.9.2024)