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Pochwerks und der Schmelz und Saigerhütte unterblieben. Das Hofschlachthaus wurde ihm jedoch nicht eingeräumt, da der Zeugmeister Paul Buchner und der Schösser Cronberg anzeigten, daß es am geeignetsten verwendet werden könne, wenn man durch Umbau eine Stube für die Müller und eine Stube und Kammer für den Mühlenvogt darin herstelle. Sie schlugen vor, Nosseni das „abgegangene Pochwerk“ nahe am Wilsdruffer Thor zu überlassen, welches früher der Corduanmacher und später das Gerberhandwerk benutzt hätte[1], und es wurde ihm dieses gegen 30 Gulden jährlichen Erbzins überlassen[2].

Eine andere Polier- und Schleifmühle befand sich in geringer Entfernung von der Kunadmühle und zwar oberhalb derselben und enthielt auch eine Lederwalkmühle. Sie wird in einem aus dem 17. Jahrhundert herrührenden Plane die Ledermühle genannt und kommt auf den neueren Plänen als Würz- und Oelmühle vor. Im Jahre 1895 wurde sie abgebrochen und das Areal zum Güterbahnhof verwendet, nachdem sie schon 1864 in den Besitz des Staatsfiskus übergegangen war[3].

Zwei Tabaksmühlen, auch Tabakstampfen genannt, wurden in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts angelegt. Laut Konzessionsurkunde vom 3. Oktober 1766 wurde dem Gräflich Bolza’schen Privatsekretär Johann Tobias Agner gestattet, auf dem von ihm erkauften Meusel’schen Grundstücke bei den Drei Rosen (jedoch auf der entgegengesetzten Seite des Mühlgrabens; das Grundstück trug im Jahre 1848 die Bezeichnung Poppitz Nr. 7) eine Tabaksmühle anzulegen, zu deren Betrieb er mit Johann George Schmidt, ebenfalls Privatsekretär des Grafen Bolza, und einem gewissen Antonio Selva einen Gesellschaftsvertrag abschloß. Das Geschäft hatte jedoch keinen günstigen Fortgang, und Agner sowohl als Schmidt waren bis 1774 bereits verstorben. Die Mühle kam daher zur öffentlichen Versteigerung und wurde von Johann Christian Hennig erworben. 1802 kaufte sie der Hofjuwelier Globig und wandelte sie in eine Farbeholzmühle um, in der auch Leder gewalkt wurde. Später wird sie in den Adreßbüchern als Bleiweißfabrik aufgeführt[4]. Die zweite Tabaksmühle wurde 1769 durch Johann Gottlob Friedrich Mahler an der rechten Seite der kleinen Packhofstraße (von der Ostraallee aus) errichtet[5].

Nicht weit davon, an einem Platze, der jetzt durch die hinteren Gebäude der königlichen Ställe eingenommen wird, befand sich vor Erbauung der letzteren die Aglio’sche Marmorschleifmühle, in welcher namentlich der bei der Erbauung der katholischen Hofkirche zur Verwendung kommende Marmor bearbeitet wurde. Der Aglio’schen Mühle fast gegenüber, mit dem Vordergebäude an der Ostraallee gelegen, stand die Nudelmühle[6].

Jm 16. Jahrhundert befand sich das Hofschlachhaus, wie bereits erwähnt, dicht bei der Hofmühle, wurde aber schon 1587 „wegen der vielen Ratten und Mäuse“ nicht mehr benutzt. 1597 wurde es in die Hofmühle mit einbezogen und zu Wohnräumen umgebaut[7]. Erst 1605 erging der Befehl zu Erbauung eines neuen Hofschlachthauses, und es wurde zu dessen Errichtung eine Hütte erkauft, die Nosseni zur Aufbewahrung und Bearbeitung von Marmor benutzt hatte[8]. Das neue Schlachthaus wurde 1606 vollendet[9]; es lag an der Zwingerstraße, dicht an der sogenannten Kuttelbrücke, die den Zugang zur Gerbergasse vermittelte. Es war ein langes schmales Gebäude, welches hart an den Mühlgraben anstieß und keinen Hof hatte. Schon seit etwa 1720 wurde es zum Schlachten nicht mehr benutzt, da es nicht genügenden Raum bot und der Hofmetzger deshalb in seinem in Neustadt gelegenen Hause schlachtete, doch war ihm das Hofschlachthaus anstatt einer Besoldung zum Gebrauch überlassen und von ihm vermiethet worden. Dem Hause gegenüber, unmittelbar am Stadtgraben, lag ein schmaler mit einem Schuppen bebauter Raum, der von einem im Hofschlachthause wohnenden Miether zum Bierschank benutzt wurde. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war das Hofschlachthaus sehr baufällig geworden und 1752 wurde es an den Hofmetzger Heyne, der es schon lange Zeit hindurch auf seine Kosten unterhalten hatte, für 250 Thaler verkauft. Im Volksmunde hieß es der „Ochsenmord“ oder korrumpirt der „Ochsmoritz“ (so z. B. in Hasches Beschreibung Dresdens Bd. 1, S. 465). Es wurde 1893 abgetragen[10].

Der städtische Schlachthof, gewöhnlich Kuttelhof genannt, befand sich während des Mittelalters innerhalb der Stadt, und zwar anfangs in der Schuhmachergasse, die damals als Kuttelgasse bezeichnet wird, und später in der Windischen Gasse, jetzt Galeriestraße.

Im Jahre 1474 wurde er an die Ecke der Zwingerstraße


  1. Ebenda.
  2. Rep. XLIII. Dresden 11. Bl. 2b.
  3. Coll. Schmid. Amt Dresden. Vol. IX. Nr. 270. – Rißschr. III. Fach 40. Nr. 15. – Adreßbücher 1864 fg.
  4. Rep. XXXII. Dresden 115. Bl. 106. 113. 122. – Dresden 179 b. Bl. 8 fg. 118. – Adreßbücher 1797 S. 280, 1848 S. 308.
  5. Rep. XXXII. Dresden 115. Bl 95.
  6. Dresdner Geschichtsblätter Bd. 2 S. 210.
  7. Kammersachen 1597, 2. Th. Loc. 7306. Bl. 545 fg.
  8. Kammercop. 1605. Bl. 164.
  9. Rentcop. 1606. Vol. I. Bl. 387.
  10. Rep. XLIII. Dresden 177. Bl. 1. 8b. 9a/b. 10b. 24. 55. – Rep. XXXII. Dresden 176. – Coll. Schmid, A. Dresden Vol. XIb. Nr. 307a.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/114&oldid=- (Version vom 31.8.2024)