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weitere Papiermühle nicht errichtet werden dürfe. Damals besaß sie Hieronymus Schaffhirt.

Da in früherer Zeit nur Lumpen zur Herstellung des Papiers verwendet wurden, war das Hadersammeln eine sehr wichtige Angelegenheit für die Besitzer der Papiermühlen, weshalb jedem derselben gewisse Bezirke dafür angewiesen wurden, in denen andere Papiermüller keine Hadern sammeln lassen und keine Schaffüße und Leimleder ankaufen durften. Die Dresdner Papiermühle besaß im 17. Jahrhundert das Privilegium des Hadersammelns in den Aemtern und Städten Dresden, Dippoldiswalde, Meißen (Erb- und Prokuraturamtsbezirk), Mühlberg, Torgau, Liebenwerda, Schlieben, Schweinitz, Annaburg, Eilenburg, Düben, Wurzen, Oschatz, Dobrilugk und Finsterwalde [1]. Gerade über Eingriffe in diese Privilegien von Seiten der Papiermüller untereinander finden sich vielfache Streitigkeiten. Noch im Jahre 1785 wurde ein „Generale“ erlassen, durch welches die Ausfuhr der Hadern außer Landes bei Strafe der Konfiskation nicht nur der Hadern, sondern auch der Schiffe, Wagen oder des sonstigen Geschirrs und der dabei verwendeten Pferde verboten wurde. Ein Beweis, wie großen Werth man auf das Rohmaterial legte. Dem Papiermüller war, und zwar noch im 18. Jahrhundert, der Einzelverkauf des Papiers nicht gestattet, er durfte es nur riesweise abgeben; doch war ihm erlaubt, in der Stadt eine Niederlage, nur keinen Laden zu halten. Wegen des Papierverkaufs entstanden mehrfach Streitigkeiten mit den Kaufleuten, doch blieb es bei diesen Bestimmungen[2].

Von den Schaffhirt’schen Nachkommen ging die Papiermühle um 1630 auf den Münzschreiber Cornelius Melde über, dessen Wittwe sie 1661 noch besaß[3]. Während die Dresdner Papiermühle im 15. und 16. Jahrhundert das sämmtliche in den Dresdner Kanzleien verbrauchte Papier geliefert hatte, wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts viel Papier aus der Papiermühle zu Hermsdorf bei Lausa dahin geliefert, die sich damals im landesherrlichen Besitz befand[4]. Von der Tochter der Wittwe Melde’s, Namens Beata Elisabeth Mehlich, erkaufte der Papiermacher Heinrich Rüdinger, der gleichzeitig auch in Breslau eine Papiermühle besaß, im Jahre 1688 die Dresdner Mühle, die damals etwas zurückgegangen war[5]; Rüdinger starb schon 1694. Im Jahre 1700 übernahm Hans George Schuchart die Mühle[6] und überließ sie 1717 seinem Sohne Johann Gottlob Schuchart. Dieser hatte zwar vielerlei Verbesserungen eingeführt, u. a. zwei holländische Werke angeschafft und eine Windmühle erbaut, um bei niedrigem Wasserstande im Betrieb nicht gehindert zu sein, war aber in Schulden gerathen und verfiel in Konkurs. So kam die Papiermühle 1739 zur Subhastation[7]. Die Ersteher waren Johann Gebauer, Gerhardt Salomon Kober und Johann George Kammsetzer, von welchen sie 1751 Johann Christian Fischer, der Eigenthümer der Königsteiner Papiermühle, erkaufte. Beim Abbrennen der Vorstädte im Jahre 1758 war die Papiermühle mit eingeäschert worden[8], Fischer besaß nicht die Mittel, sie wieder aufzubauen. Er starb 1768 und seine Erben suchten das Grundstück zu veräußern, doch gelang es ihnen nicht und so kam es, daß die Papiermühle bis zum Jahre 1783 noch nicht wieder hergestellt war; nur das Wohnhaus war inzwischen wieder aufgerichtet worden. 1784 wurde sie öffentlich versteigert und der Ersteher, Karl August Schaffhirt, ein Nachkomme derselben Familie, welche die Papiermühle im 16. Jahrhundert besessen hatte, begann sie wieder aufzubauen. Der Bau ging ziemlich langsam vor sich, da auf dem Areal im Siebenjährigen Kriege eine Schanze angelegt worden war, die vorher eingeebnet werden mußte. Da seine Mittel erschöpft waren, trat Schaffhirt im Jahre 1786 das Grundstück an Christian Ephraim Fischer, einen Sohn des früheren Besitzers Johann Christian Fischer ab, der den Bau vollendete. Im Oktober 1805 erwarb aber Schaffhirt die Mühle zurück[9]. Im Schaffhirt’schen Besitz befand sie sich dann bis 1858, wo sie die Aktiengesellschaft „Dresdner Papierfabrik“ übernahm.

Außer den genannten Mühlen hatte noch eine Anzahl anderer industrieller Anlagen am Mühlgraben ihren Platz.

Im Jahre 1597 bat der Architekt und Bildhauer Johann Maria Nosseni, daß ihm das hinter der Hofmühle gelegene ehemalige Hofschlachthaus, das nicht mehr benutzt werde, zu Anlegung einer Mühle überlassen werde; er wolle darauf Marmor zu Platten schneiden und poliren, sowie Kristalle, Topase, Jaspis. und Amethysten schleifen, wozu ihm im Jahre 1590. ein Privilegium ertheilt worden sei[10]. Schon zu Kurfürst August’s Zeiten habe man eine solche Mühle errichten wollen, doch sei dies wegen des damals erbauten


  1. Priv. Bd. XV. Bl. 45 fg.
  2. Der Papiermacher Schuchardt etc. Loc. 9845. Bl. 27 fg.
  3. Priv. Bd. XV. Bl. 45fg. – Coll. Schmid, Amt Dresden Vol. XV. Nr. 394.
  4. Priv. Bd. XVIII. Bl. 293.
  5. Allerhand Privilegien. Loc. 30739.
  6. Die Papiermühle vor Dresden. Loc. 9845. Bl. 12.
  7. Rep. XXXII. Dresden 175. Bl 50b. 52.
  8. Acta, die Papiermacher im Erzgeb. Kreise etc. Loc. 13985. Bl. 25. 50. – Rep. XXII. Dresden 279 Bl. 6D. 8b. 9. 120b.
  9. Papiermühlen betr. 1756/83. Loc. 30944. Vol. I. Bl. 86. 90b. 97 b. 100b. – Priv. Bd. 88. Bl. 68b. 74.
  10. Auch der Maler Heinrich Göding hatte um dieselbe Zeit eine Steinschneidezeugmühle im Amte Pirna errichten lassen. (Kammersachen 1597, 2. Th. Loc. 7306. Bl. 545 fg.)
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/113&oldid=- (Version vom 30.8.2024)