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Tafel. Dann kam der König von Sachsen allein zum Kaiser, um sich unter vier Augen mit ihm zu besprechen. Die Königin von Sachsen und die Königl. Familie kamen eine halbe Stunde später, um im Palaistheater der Aufführung zweier französischer Lustspiele „Die Unterredung"[1] und „Der Liebe und des Zufalls Spiel"[2] beizuwohnen.

Am 24. Juli, um 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser. Um 10 Uhr ritt er zur Parade, kehrte um 11 Uhr zurück und frühstückte. Abends 8 Uhr speiste S. M. Um 9 Uhr fuhr der Kaiser in die Stadt nach dem Königl. Schloß und machte einen Besuch bei der Königin, wo die ganze Königl. Familie versammelt war, wie es der Kaiser in seiner Anmeldung gewünscht hatte. S. M. unterhielt sich bis um 10 Uhr und kehrte dann nach Hause zurück.

Am 25. Juli[3], Nachts ½3 Uhr, reiste S. M. der Kaiser mit dem Fürsten von Neufchâtel, dem General Grafen von Lobau[4] und dem General Drouot[5] nach Mainz ab, wo er am 26. Juli Abends 10 Uhr ankam[6].



Der bildnerische Schmuck am Pirnischen Thore.
Von Dr. Robert Bruck.
(Hierzu eine Abbildung.)

Der bisher nicht bekannte Dresdner Meister, der im Jahre 1593 die Bildhauerarbeiten am Festungsbau und am neuen Pirnischen Thore fertigte, ist Andreas Walther. Er war jedenfalls ein vielbeschäftigter Bildhauer, wie wir aus einem Schriftstücke ersehen, das sich im Hauptstaatsarchiv befindet (Loc. 35822, Acta die Dresdnische und Königsteinsche Vestungs-Gebäude betr. de ao. 1591, Bl. 294 flg.).

Am 31. Mai 1593 wurde durch den Zeugmeister Paul Buchner, Johann Maria Nosseni und den Oberzeug- und Bauschreiber Johann Pehrisch mit dem Bildhauer Andreas Walther über die Kosten der Arbeiten verhandelt, welche Walther auf Befehl des Administrators Friedrich Wilhelm zum Gedächtniß des verstorbenen Kurfürsten Christian I. am Festungsbau und am „neuen Pirnischen Thor“ verfertigt hatte. Diese Arbeiten waren bereits am 31. Juli 1591 vom Kurfürsten Christian bestellt worden. Es wird dabei hervorgehoben, daß ein solch großes Werk noch niemals in diesen Landen gemacht worden sei und daß der Bildhauer allen fleiß darauf verwendet habe. Für die Arbeiten am Festungsbau forderte Walther:

1200 Fl. [Gulden] für ein ganzes Kurwappen mit Schild, Helmzeichen und Helmdecken, welches von zwei großen Löwen gehalten wurde. Es war 20 Ellen breit, 10½, Ellen hoch und an der 1½ Ellen außer der Mauer vorliegenden Ecke gegen Pirna zu befestigt. Hierfür wurden bewilligt 1142 Fl. 18 Gr.
200 Fl. für zwei „große Rolltafeln“, jedenfalls Tafeln mit Rollwerkverzierung. Jede Tafel war 7½ Ellen lang und 4 Ellen breit und enthielt eine Inschrift in erhabenen lateinischen Buchstaben. Bewilligt 150 Fl.
310 Fl für ein rund ausgehauenes großes Standbild, welches mit dem Postament 10½, Ellen hoch war und oberhalb des großen Wappens Aufstellung fand. Bewilligt 290 Fl.

Für die am „Neuen Thor“ gefertigten Arbeiten forderte der Meister:

446 Fl. für zwei steinerne Reiterbildnisse des Kurfürsten Christian ganz im Küraß auf springendem Rosse. Bewilligt 410 Fl.
220 Fl. für vier große Ritterfiguren in Stein, welche auf ihren Schilden Provinzwappen trugen. Bewilligt 200 Fl.
176 Fl. für vier große Kurwappen „so in Comportumenta und Terminis bilder verfasset“. Bewilligt 168 Fl.
48 Fl. für sechs Büsten „römischer Männer“. Bewilligt 42 Fl.

Andreas Walther erklärt sich mit den heruntergesetzten Beträgen zufrieden.

Für Vergoldung der Wappen und Inschrifttafeln am Festungsbau und am Pirnischen Thore werden am 30. Juni 1593 dem Meister Zacharias Wehme 800 Fl., das neue Pirnische Thor „in- und auswendig zu verfertigen“ und die beiden Kürasse an den Reiterstandbildern des Kurfürsten zu vergolden 440 Fl. zugestanden.

Wecks Chronik Tafel 19 S. 83 giebt uns ein ungefähres Bild, wie das Pirnische Thor mit den Bildhauerwerken geschmückt ausgesehen haben mag. Das Thor war nach der Stadtseite wie nach der Außenseite


  1. Französ. „L’Entrevue“. Der Verfasser ist mir nicht bekannt. Die Fabel dieses kleinen, auch damals nicht sehr bekannten Stückes wird berichtet in dem schon öfter genannten „Journal für Luxus, Mode u. s. w.“ 1813. S. 520.
  2. Von Marivaux.
  3. Taggesell (a. a. O.) setzt die Abreise fälschlich auf den 21. Juli an.
  4. Divisionsgeneral Mouton. Er leitete die Truppenübungen im Ostragehege (Schimpff a. a. Q. S. 96).
  5. Nachfolger des Grafen von Lobau in der eben erwähnten Funktion.
  6. Die Reise ging über Meißen und Leipzig. Von Mainz kehrte Napoleon am 4. August wieder nach Dresden zurück (Schimpff a. a. O. S. 124). – Leider schließt hier unser Bericht und berührt darum nicht mehr die besonders wichtigen Tage der Schlacht bei Dresden (26. und 27. Angust).
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/104&oldid=- (Version vom 25.8.2024)