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fuhr, von wo er über Volkersdorf Abends 10 Uhr zurückkehrte. Dann speiste er.

Am 6. Juli, Vormittags 10 Uhr, frühstückte S. M. der Kaiser. Um 4 Uhr Nachmittags fuhr er nach Sedlitz, einem Lustschlosse des Königs von Sachsen in der Nähe der Stadt Dohna[1], und studirte die Gegend. Von da kehrte er nach Dresden zurück, wo er um 8 Uhr Abends ankam und speiste. Um 9 Uhr besuchte er mit dem sächsischen Königshause im Theater des Palais die Vorstellung des französischen Lustspiels „Die falschen Bekenntnisse“[2].

Am 7. Juli: Morgenaufwartung, Frühstück, Tafel beim Kaiser zur gewöhnlichen Stunde und nichts weiter. Der sächsische Generalleutnant von Gersdorff speiste mit dem Kaiser und dem Fürsten von Neufchâtel.

Am 8. Juli: Morgenaufwartung, Frühstück, Tafel beim Kaiser zur gewöhnlichen Stunde. Um 6 Uhr Nachmittags besuchte der König von Sachsen den Kaiser. Abends 9 Uhr fuhr S. M. der Kaiser in die Stadt und sah im Königl. Theater das französische Lustspiel „Der Barbier von Sevilla“[3]. Nach der Vorstellung kehrte er nach Hause zurück.

Am 9. Juli: Morgenaufwartung, Parade, Frühstück und Tafel zur gewöhnlichen Zeit.

Am 10. Juli, 3 Uhr Morgens, reiste der Kaiser nach Torgau, Wittenberg, Dessau und Magdeburg und kehrte über Leipzig zurück. S. M. der Kaiser besichtigte die Festungen und die Truppen. Er kam am 15. Juli, früh ½4 Uhr, in seinem Hauptquartier an, legte sich nieder und schlief bis 10 Uhr Morgens. Dann frühstückte er. Die Königl. Prinzen, die früh 9 Uhr dem Kaiser ihre Aufwartung machen wollten, gingen wieder, ohne S. M. den Kaiser gesehen zu haben, der heute keinen Morgenempfang abhielt. ½6 Uhr besuchte der König von Sachsen den Kaiser. Abends 8 Uhr speiste S. Kaiserl. Majestät und ging nicht mehr aus. Der sächsische Hof besuchte im Hoftheater die Vorstellung der französischen Lustspiele „Neue Prüfungen“[4] und „Die Leichtsinnigen“[5].

Am 16. Juli, früh 9 Uhr, war Empfang beim Kaiser, wobei die Prinzen des sächsischen Königshauses zugegen waren. S. M. frühstückte und speiste zur üblichen Zeit und ging nicht mehr aus.

Am 17. Juli, um 9 Uhr, war Empfang beim Kaiser. Um 10 Uhr ritt S. M. der Kaiser zur Parade, wo er die Königl. Sächs. Truppen besichtigte. Um 11 Uhr kam er zurück und frühstückte. Um 7 Uhr machte er einen Spazierritt um die Schläge der Altstadt und besichtigte die Befestigungswerke. Um 8 Uhr kam er zurück und speiste. Um 9 Uhr besuchte er mit dem Königl. Sächs. Hofe im Theater des Palais die Vorstellung des französischen Lustspiels „Der Geizige“[6]

Am 18. Juli, ½10 Uhr, ritt der Kaiser ins Ostragehege zur Parade und von da nach dem Biwak im Dresdener Walde. Er stieg ab und besichtigte zu Fuß mehrere Soldatenbaracken. Um 1 Uhr Nachmittags kehrte er in sein Palais zurück und frühstückte. Um 8 Uhr Abends speiste er und besuchte dann mit dem Königl. Sächs. Hofe im Theater seines Palais die Vorstellung der beiden französischen Lustspiele: „Neue Prüfungen“ und „Das Geheimniß der Ehe“[7].

Am 19. Juli, um 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser. Um 10 Uhr ritt S. M. der Kaiser zur Parade, von der er um 11 Uhr zurückkam. Dann frühstückte er. ½6 Uhr Nachmittags ritt er aus, um die Befestigungen zum Schutze der Alt- und Neustadt von Dresden[8] zu besichtigen und kehrte um 8 Uhr zum Diner zurück.

Am 20. Juli, Vormittags 11 Uhr, frühstückte S. M. der Kaiser. Zu Mittag reiste er nach Luckau, Lübben und Guben in der Niederlausitz und besichtigte die französischen Truppen, die dort in Quartier lagen. Dann kehrte er nach Dresden zurück.

Am 22. Juli, früh 4 Uhr, legte sich S. M. der Kaiser in seinem Hauptquartiere schlafen und stand um 10 Uhr Vormittags auf. Um 11 Uhr hielt er Morgenempfang ab und frühstückte dann. Um 8 Uhr Abends speiste er. Um 9 Uhr kam er in die Stadt, um im Königl. Hoftheater das Lustspiel[9] „Oedipus“[10] zu sehen.

Am 23. Juli, früh 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser, wobei die Prinzen des sächsischen Königshauses und Prinz Emil von Hessen-Darmstadt zugegen waren. Frühstück war zur gewohnten Stunde, ebenso


  1. Französ. „aux environs de la ville d’Ohnad de Sedlitz“ (!).
  2. Von Marivaux.
  3. Von Beaumarchais.
  4. Französ. „les Épreuves nouvelles“. Damit ist ein Stück von Marivaux gemeint, das sonst unter dem kurzen Titel „l’Épreuve“ bekannt ist. Die abweichende Benennung ist vielleicht auf die Absicht zurückzuführen, das Stück von anderen, ähnlich betitelten (z. B. „l’Épreuve délicate“ von Roger, „l’Épreuve dangereuse“ von Dazincourt) zu unterscheiden.
  5. Von Andrieux.
  6. Von Molière..
  7. Das Stück ist von Creuzé de Lesser (1771 – 1839). Unser Berichterstatter citirt: „Les Secrets du ménage“. Es muß aber „Le Secret du ménage“ heißen. Der Plural past gar nicht zum Inhalt des Stückes.
  8. d. h. die rings um Dresden angelegten Schanzen, von denen sich Reste bis in die neueste Zeit erhalten haben.
  9. Das kann nur ein Schreibfehler sein für „Trauerspiel“.
  10. Welcher „Oedipus“? Doch wohl nicht der von Corneille oder der de La Mottes, die schon bei ihrem Erscheinen als schwache Stücke galten, sondern der als Meisterwerk bewunderte „Oedipus“ Voltaires, trotz der darin enthaltenen Angriffe auf die Kirche, die man vielleicht gestrichen hatte. Auf Voltaires Stück deutet auch die Rolle des Philoktet, den St. Prix gab (vergl. „Journal für Luxus, Mode u. s. w.“ S. 555).
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/103&oldid=- (Version vom 26.8.2024)