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Sr. M. des Kaisers angekommen waren, gespielt wurden. In den Pausen zwischen den Akten setzte man allen Gästen Eis und andere Erfrischungen vor. Nach Schluß der Vorstellung zogen sich alle zurück. Um 11 Uhr in der Nacht traf S. M.. der König von Westphalen[1] aus seinem Lande ein und kam sofort zum Kaiser, um ihm seine Aufwartung zu machen, aber sie sahen sich nicht, da der Kaiser schon schlief.

Am 23. Juni, früh 9 Uhr, war Morgenempfang bei Sr. M. dem Kaiser. Um 10 Uhr frühstückte er. Zu Mittag kam der König von Westphalen zum Kaiser und blieb bei ihm. Um 8 Uhr speiste der Kaiser und ging nicht mehr aus.

Am 24. Juni, früh 9 Uhr, hielt der Kaiser Morgen empfang, wobei der König von Westphalen gegenwärtig war. Um Uhr frühstückte der Kaiser. Um 8 Uhr Abends begaben sich Ihre Majestäten der Kaiser und der König von Westphalen zur Familientafel beim König von Sachsen.

Tafel beim König von Sachsen, am 24. Juni 1813[2]:

Nach der Tafel ging der Hof mit seinen Gästen ins Hoftheater und wohnte der Aufführung in der Mittelloge in folgender Ordnung bei: [Hier ein Plan][3]. Nach dem Theater ging jedermann nach Hause.

Um 25. Juni, früh 9 Uhr, hielt der Kaiser Morgenempfang ab. Um 10 Uhr ritt S. M. zur Parade, wo auch der König von Westphalen erschien. Um 11 Uhr kehrten die beiden Monarchen ins Hauptquartier zurück und frühstückten zusammen. Zu Mittag begab sich der König von Westphalen in sein Quartier. Um 6 Uhr Abends fuhr der Kaiser nach Königsbrück, stieg hinter der Stadt aus und rekognoszirte die Gegend. Nach kurzem Aufenthalt kehrte S. M. der Kaiser nach Dresden zurück, wo er um 10 Uhr Abends ankam und mit dem Fürsten von Neufchâtel und dem Fürsten Poniatowski[4], dem Oberbefehlshaber der Armee des Herzogthums Warschau[5], speiste.

Am 26. Juni, früh 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser, dem an des Kaisers Seite die Königl. Prinzen Anton, Maximilian, Friedrich und Clemens beiwohnten. Um 10 Uhr ritt der Kaiser zur Parade, von der er um 11 Uhr zurückkehrte, wohnte bei[6] und frühstückte. Zu Mittag hatte der Minister des Kaisers von Oesterreich, Graf Metternich[7], bei Sr. M. dem Kaiser und König Napoleon eine Audienz, an die sich eine achtstündige Unterredung anschloß. Inzwischen kam der König von Sachsen, um dem Kaiser seinen Besuch zu machen. Da er die Besprechung des Kaisers nicht unterbrechen wollte, kehrte der König von Sachsen, nach dem er anderthalb Stunde gewartet hatte, nach Hause zurück, ohne den Kaiser gesehen zu haben. Um 8 Uhr Abends speiste der Kaiser und ging nicht mehr aus

Am 27. Juni, Vormittags 11 Uhr, frühstückte der

Kaiser. Der König von Westphalen, der seinen Bruder


  1. Napoleons jüngster Bruder Jérôme. – Er stieg im Gartenpalais des Prinzen Max ab (Schimpff a. a. O. S. 109).
  2. Es sind wieder dieselben Personen der Königl. Familie wie am 13. Juni (s. oben S. 93). Nur ist diesmal noch Prinzessin Marie Anna zugezogen worden.
  3. Anmerkung des Vicomte de Grouchy. – Ich lasse die Aufzählung weg. Es sind dieselben Personen wie bei der eben erwähnten Tafel (vom 24. Juni), nur Prinzessin Elisabeth fehlt. Auch die Sitzordnung rechts und links vom Kaiser ist genau die gleiche. Statt Prinz Friedrich heißt es fälschlich Prinzessin Friedrich.
  4. Joseph Anton Fürst Poniatowski. Er ertrank beim Rückzuge des französischen Heeres in der Elster (19. Oktober 1813).
  5. Es bestand nur von 1807 – 1813 und war von Napoleon dem König von Sachsen gegeben worden, der es gewiß nicht begehrt hatte und sich nur viermal dort zeigte. (Lindau, Gesch. der Königl. Haupt und Residenzstadt Dresden, 2. Aufl., S. 733.)
  6. Hier fehlt entweder etwas oder es ist im französischen Texte das Wort „assista“ zu streichen. Man könnte an eine Messe denken, aber der 26. Juni 1815 war ein Sonnabend, und der Kaiser pflegte nur Sonntags sich Gottesdienst zu halten. – Sonderbarerweise bemerkt Grouchy gar nichts zu dieser ganz unklaren Stelle.
  7. Metternich war seit 1809 Minister des Auswärtigen. Es handelt sich hier um die berühmte Unterredung, in der Metternich dem Kaiser die Vermittelung Oesterreichs bei einem Frieden mit Rußland und Preußen anbot, die Bedingungen aber so stellte, daß eine ernstgemeinte Annahme gar nicht zu erwarten war.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/101&oldid=- (Version vom 27.8.2024)