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Deutschlands. Dort die Scepter der Universität bewahren das Andenken des gewaltigen Kaisers durch ihre Inschrift: Carole quinte vale, tu sceptra scholamque dedisti. Hier die Urkunden unserer Stiftung enthalten den kaiserl. Erlaß[1]

Fragen wir zunächst was dieser Schritt des Kaisers bedeute, was er einer Anstalt Großes bringen konnte, die ja auch ohne diese Gunstbezeugung des Reichshaupts 14 Jahre lang geblühet, die damals schon ihre Zöglinge zu den höchsten Würden des Staats und der Kirche, andere zu noch höhern Ehren, zu der Würde von Märtyrern für die evangelische Wahrheit hatte erhoben gesehn, fragen wir, was bei solchem Bestehen jener äußere Umstand ihr Erhebliches verleihen konnte: so stellte er sich nach der ganzen damaligen Bedeutung des deutschen Reichs doch als sehr einflußreich heraus. Zunächst für die Sache der Reformation, womit die Stiftung Philipps so eng verwachsen war, lag darin die Anerkennung unserer Anstalt als völlig zu Rechte bestehend im deutschen Reich, und die Verbindung des Evangeliums mit menschlicher Wissenschaft und Bildung als gerechtfertigt vor dem damaligen höchsten Richter auf Erden.

Sämmtliche Hochschulen Deutschlands, die bis dahin gestiftet waren, so noch die letzte zu Wittenberg 1502 gegründet, hingen eng mit dem Leben der catholischen Kirche und den ihr verwandten Formen des Studiums zusammen; sie standen unter der Aufsicht des Papstes, leiteten von ihm im letzten Maße ihre Berechtigung ab, dienten nach ihrer ganzen Anlage dem catholisch kirchlichen Systeme, das im Papste seinen Hochpunct fand. Als tonangebend und vorbildlich für diese ältere Form deutschen Studienlebens galt die Universität Paris, von der eine ununterbrochene Tradition auf die deutschen Hochschulen Prag, Heidelberg, Leipzig, Tübingen, Wittenberg sich verfolgen, und in ihnen dasselbe Gepräge der Bildung wiederfinden läßt, womit Paris seit längern Jahrhunderten das Studium

Anmerkungen

  1. S. dieselben in Lünigs Reichsarchiv Bd. IX. S. 713.