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Bei einer Universität, die so tief wie die unsrige ihre Wurzeln in den Boden der Geschichte verzweigt hat, ist es kaum möglich, einen festlichen Tag zu begehen, ohne dabey ergreifender Vorgänge der Vergangenheit eingedenk zu seyn. So hat uns diese festliche Stunde zur Feyer eines Tages vereint, der einst dem Vaterlande den Fürsten schenkte, für dessen Wohlseyn jeder getreue Unterthan die heißesten Wünsche dem Geber alles Guten darbringen wird. Indem wir nach alt academischer Sitte diese Gelegenheit ergreifen, um uns zu sammeln, um gleichsam einen höhern Gesichtspunkt zu gewinnen über unser alltägliches Thun, ist es sofort das Gedächtniß der Vergangenheit, das mit großartiger Mahnung an uns herantritt, und einen Blick in die Geschichte unserer Universität uns abnöthigt. Ihre Stiftung war ja ein wesentlicher Theil der Reformation Deutschlands; darum vergeht besonders in diesen Decennien, innerhalb deren vor 300 Jahren jenes große Ereigniß verlief, kaum ein Jahr, das, so wie es ein Blatt in der Geschichte Deutschlands umwendet, nicht auch irgend ein bedeutendes Andenken an unsere Anstalt ins Gedächtniß zurückbrächte. Sehen wir nach, welches Ereigniß durch das gegenwärtige Jahr zu dreihundertjähriger Erinnerung uns vorgeführt wird, so ist es in der That kein geringes, sondern wohl werth, als ein Nachhall des Jubels zu dienen, in welchen vor 14 Jahren unsere Philippina am Gedächtnißtage ihrer Stiftung ausbrach. Im Jahre 1541 im Monat Julius, und zwar am 16. desselben, vollzog Kaiser Karl V. die Privilegien der Universität Marburg, und erhob dadurch die Stiftung Philipps des Großmüthigen zu einer allgemeinen Bildungsanstalt