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Confession, einen anderen durchaus im Geiste der Milde und des Friedens verfaßten Aufsatz, das Regensburger Interim vorlegen ließ, war nur auf das Zustandekommen des Friedens berechnet. Bei dem Gespräche selbst zeigte es sich, wie Viel guter Wille und Entfernung aller Leidenschaft selbst bey so völlig getrennten Standpuncten vermag; von unserer Seite war von einem Melanchthon und dem ihm beigegebenen Bucer aus Straßburg, bekannt durch seine Vermittelungsversuche, nebst dem trefflichen hessischen Prediger Pistorius von Nidda, nur ein Geist der Milde und Versöhnlichkeit zu erwarten; aber auch catholischer Seits fand dieß wenigstens bey zwey Disputatoren, Julius von Pflug und Johann Gropper, dem Verfasser jenes Aufsatzes, in so hohem Maße statt, daß selbst der Dritte, der bekannte Dr. Eck[WS 1] gegen seine Art friedlicher auftreten mußte. Die Erwartung des Kaisers wie des Landgrafen bestätigte sich, daß die eigentliche Grundlage des Christenthums hinreichend klar und einfach sey, um bei redlichem Willen zu gegenseitiger Anerkennung gebracht zu werden. Wegen der eigentlich dogmatischen Grundlehren kam man so weit überein, daß ihretwegen eine Spaltung in der Kirche nicht nöthig erschien; dagegen stellten sich die Differenzen erst da als unheilbar heraus, wo man sich auf die Praxis und das Leben einließ, also auf ein Gebiet überging, wo so viel leichter sich unlautere Beweggründe einmischen. Einig war man über die Puncte, die von jeher in der lateinischen Kirche als die wesentlichen Sätze des Glaubens betrachtet sind, über die Stellung des Menschen zu Gott: rücksichtlich der Lehre von der Sünde war catholischer Seits dem evangelischen Ernste so weit nachgegeben, daß das Gewicht der Sünde durch keine pelagianische Leichtfertigkeit vermindert werden sollte; rücksichtlich der Rechtfertigung des Sünders vor Gott war anerkannt, daß nur der Gemüthszustand des Menschen, der Glaube im evangelischen Sinne es sey, der die Zuflucht zur göttlichen Gnade gewähre, daß dagegen von Verdienst durch Menschenwerk überall keine Rede seyn könne. Dafür

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johannes Eck war katholischer Theologe und Gegner Martin Luthers.