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aufgehört haben, man hätte sonst wohl hier drinnen etwas davon vernommen. Außerdem drangen auch durch die oberen Löcher der Höhle freundliche Sonnenstrahlen herein. Wie schade, daß man nicht hinaussehen konnte und die Spalten sich zu hoch in der unersteigbaren Wand befanden!

Richard drang also durch den heißen Nebel, der den etwa zehn Meter langen Gang erfüllte, hindurch und erreichte das Freie. Hier konnte er zuerst allerdings noch nichts sehen, aber als er noch etwas seitwärts ging und der Nebel sich lichtete, da kam es ihm plötzlich so sonderbar kalt vor, trieb ein Windstoß den Nebel davon, und – –

Richard erstarrte vor Schreck einen Moment wie zur Salzsäule, und wenn er sich dann auch die Augen rieb und an der Nase zupfte, um sich zu überzeugen, daß er nicht schlafe, das Wunder, das er jetzt erblickte, blieb bestehen.

Vor ihm breitete sich eine Winterlandschaft aus! Alles war mit fußhohem Schnee bedeckt. Die erfrorenen Blätter waren bereits von den Bäumen gefallen, ein Gewässer, das sich seitwärts von der Grotte befand und nicht mit dem heißen Loche zusammenhing, war vollständig zugefroren, und der heiße Bach selbst hatte sich in einiger Entfernung schon mit einer Eiskruste überzogen, so schnell hatte sich das kochende Wasser abgekühlt!

Was sollte Richard davon denken? Schnee und Eis in Hinterindien, im Tieflande! Das war ja eine Unmöglichkeit.

Und doch, die weißen Flocken, die da vom Himmel herabwirbelten, sie waren kein vorübergehender Schneefall, und die Kälte, die er verspürte, war erstarrende Winterkälte! Schon ahnte Richard, daß ihn nur die Nähe des Einganges der enormen Grotte vor derselben schützte.

Und wie er nun weiter Umschau hielt, da sah er einige große Vögel erfroren am Boden liegen, und dort die graue Masse, in der Ferne, sie mußte ein erstarrter Elefant sein, während hier nicht weit vor ihm im Schnee ein Panther lauerte, der zwar zu schleichen schien, aber in Wirklichkeit erfroren

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Robert Kraft: Die indischen Eskimos. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_indischen_Eskimos.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)