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Walther Kabel: Die giftigste aller Spinnen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 13, S. 237–238

wo die Haut am wenigsten widerstandsfähig ist. Ich habe so zum Beispiel drei tote Ziegen gesehen, bei denen sich die Latrodektes in den Ohren festgesaugt hatte, und von Indianerfrauen erfuhr ich verschiedentlich, daß die Spinne häufig auch Kinder, die im Freien eingeschlafen waren, überfallen und durch ihren Biß getötet hat. Weiter sind mir zwei Fälle bekannt, in denen sogar erwachsene Personen, ein Mann und eine Frau, ihren Tod durch die Latrodektes gefunden haben. Auffallenderweise äußern sich die Wirkungen des Bisses dieser Spinne in ganz anderer Weise als die der übrigen giftigen Spinnenarten. Während sonst stets die Umgebung der Bißwunde anschwillt und die weiteren Krankheitserscheinungen von der betroffenen Stelle ausgehen, leidet bei einer Erkrankung durch Latrodektesbiß der verletzte Körperteil in keiner Weise, dafür wird aber der ganze Körper von den schwersten Krämpfen heimgesucht, wozu bald Schwinden des Bewußtseins, unregelmäßige Herztätigkeit und eine teigige Anschwellung der Haut unter steter starker Schweißabsonderung tritt. Beim Menschen erfolgt der Tod gewöhnlich nach fünf bis acht, bei größeren Tieren, so bei Pferden und Rindern, nach acht bis zwölf Stunden.“

Jedenfalls kennt man bisher kein anderes giftiges Tier von so geringer Körpergröße, dessen Biß derartig gefährliche Wirkungen hervorruft.

W. K.
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Walther Kabel: Die giftigste aller Spinnen. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 13, S. 237–238. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_giftigste_aller_Spinnen.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)