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„packsattel“, mir. srathar; šŕu „strom“, air. sruth, wozu auch šŕuhān „bach“ (vgl. das ganz moderne lehnwort štīmr̥, engl. steamer).

4. ç.

§ 210. Der buchstabe ç bezeichnet einen stimmlosen reibelaut mit engenbildung zwischen dem mittleren zungenrucken und der mitte des harten gaumens.

§ 211. Der durch ç dargestellte laut kommt nur im wortanlaut vor,[1] und zwar (von çēd „erster“, çeŕə „vier“, çīm „ich sehe“ und den zu letzterem gehörenden formen abgesehn) nur in folgenden fällen: nach „mein“, „dein“, ə „sein“, ilə, ylə „jeder“, çēd „erster“, ēn „ein“, dā, ʒā „zwei“, nach den präpositionen gə, ə (= do), , eȷŕ̥, ō, har, hŕī, , der vokativpartikel ə, den zahlwörtern cŕī, çeŕə, xūǵ, šē (še), falls dem substantiv ȷēg oder fīd folgt, in substantiven nach dem artikel im nom. sing. fem., gen. sing. masc., dat. sing. masc. fem., im gen. sing. von eigennamen, denen ein gattungsname unmittelbar vorausgeht, im zweiten glied eines kompositums, in adjektiven im gen. sing. masc., vok. sing. masc. fem., im nom. und vok. plur. masc. fem. nach konsonantisch auslautenden substantiven, im ganzen singular des einem weiblichen substantiv folgenden attributiven adjektivs, nach den durch verschmelzung mit dem perfekt von is „ist“ entstandenen formen ər, ńīr, n̄ar, gr̥, dār, in aktiven verben nach den partikeln də (d, ȷ, ə), dār, n̄ar (vgl. II 287, 13), ər (r̥, ə), ńīr (vgl. II 288, 1), gr̥, sowie nach ńī „nicht“ und , „wenn“.

§ 212. Der in den § 211 bezeichneten fällen gebrauchte laut wechselt in den meisten fällen mit einem sonst erscheinenden . Beispiele hierfür sind: mə çǡn̄ „mein kopf“ zu ḱǡn̄; tā tū as də çēĺ „Du bist verrückt“ [çēĺ aus ḱēĺ zu ḱiəl̄]; ə çitōg „seine linke hand“ zu ḱitōg; ēn çešc „eine frage“ zu ḱešc ḱēšc; ō çǡn̄ nə bliənə „Vom anfang des jahres an“ zu ḱǡn̄; ən çešc „die frage“ zu ḱešc; vi mē l̄ār n̥ çō „Ich war mitten im nebel“ [çō aus ḱō], ə çīr tū də çǡn̄ „Hast du dein haar gekämmt?“ [çīr aus ḱīr zu ḱīrĭm]; ńī çŕeȷĭm ē „Ich glaube es nicht“ zu ḱŕeȷĭm.

  1. Fincks Behauptung, die Laute ç und x kämen nur im Wortanlaut vor, ist nachweislich falsch. Der palatale Frikativ ç ist zwar selten im Wortin- und -auslaut, aber es kommt z.B. in fŭȧcçəs fŭæcçīs vor. Der velare Frikativ x is nicht mal selten im In- und Auslaut; § 216 selbst beinhaltet die Beispielwörter katəxəs und knoxūŕ. Vermutlich ließ er sich durch einen erwarteten aber falschen Parallelismus mit „ʒ“ (also [ɣ]) in die Irre führen.
Empfohlene Zitierweise:
Franz Nikolaus Finck: Die araner mundart. N. G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1899, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_araner_mundart.djvu/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)