nendes ȷ. Beispiele sind: n‑ə ńiə „hinter uns, hinter euch, hinter ihnen“ [ńiə aus ȷiə]; ə ńǡrnə tū n‑ə brōgə? „Hast du die schuhe gemacht?“ [ńǡrnə aus ȷǡrnə zu ȷīnĭm]; kā ńīntr̥ nə buətəšī šə? „Wo werden diese stiefel gemacht?“ [ńīntr̥ aus ȷīntr̥]; n̄ax ńeŕ tū hēn, gə wil šin mar šin? „Giebst du nicht selbst zu, dass es sich so verhält?“
Unter denselben bedingungen u. ausserdem noch nach lē „mit“ erscheint auch das ń vor wörtern, die mit einem palatalen vokal beginnen, das durch einen bindestrich als zusatz gekennzeichnet ist.
§ 153. Im wortinlaut nach vokalen, ausser der verbindung ńc, sowie im wortauslaut geht ń auf ein älteres langes n vor palatalem vokal zurück, das durch assimilation eines oralen, dentalen oder palatalen verschlusslauts an n entstanden ist. Beispiele sind: æńə (neben ænə) „kenntnis“, air. aidgne; æńŕ̥ „jungfrau“, mir. ainder; bīń „wohlklingend“, mir. binn bind; bŭæńə bŭȧńə „milch“, mir. bainne; əńḗ „gestern“, air. indé; əńú „heute“, air. indiu; fāńə „ring“, mir. ánne; fāŕšńə „ausdehnung“, mir. fairsinge; fīrińə „wahrheit“, air. fírinne; fuləńĭm „leide“, mir. fuilngim; fŭińōg „fenster“, mir. fuindeoc, mengl. windowe, aisl. windauga; ińəx „einschlag“ [beim gewebe], mir. innech; ińń̥ „gehirn“, mir. inchind; kyńə „festsetzung, begegnung“, mir. coinde; sl̄yńə „familienname“, air. sloind slond.
§ 154. Im wortinhalt nach palatalisierten konsonanten (vgl. § 98) sowie in der verbindung ńc entspricht ń einem älteren n, dem ein palataler vokal unmittelbar bzw. durch t getrennt folgt oder in früherer zeit einmal folgte. In den auf ‑ńc auslautenden verbalsubstantiven ist c ein junger zusatz. Beispiele sind: bāŕńəx „napfschnecke“ [patella vulgata], mir. bairnech, von mengl. bernekke, mlat. bernaca oder mir. barenn „fels“; feškń̥c „sehn“, mir. facsin; fiəxń̥c „sehn“, mir. féachain; fulń̥c „leiden“, air. fulang; ḱńȧs „haut“, mir. cnes; saińc „habsucht“, mir. saint sant; šńȧxtə „schnee“, mir. snechta.
§ 155. Der buchstabe n bezeichnet einen stimmhaften nasalen verschlusslaut, dessen verschluss zwischen der zungenspitze und den alveolen gebildet wird.
Franz Nikolaus Finck: Die araner mundart. N. G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1899, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_araner_mundart.djvu/76&oldid=- (Version vom 31.7.2018)