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§ 20. ē entspricht älterem oe oi oder ae ai in bēš „vorliebe“, mir. baes; ēn „ein“ (neben ȳn vgl. das wörterb.), air. óen óin; ēnəxt „gleichzeitig“ (neben ȳnəxt), mir. oenfecht; gēl „Irländer“, mir. góidel góedel; gēləx „irisch“, mir. góedelach; gēlǵə „irische sprache“, mir. goedeilg; glēx (neben glȳx glȳ) „rufen, wecken, auffordern, krähen“, mir. gloed.

§ 21. Häufig erscheint ē an stelle des diphthongen , namentlich bei schwacher betonung und nachlässiger aussprache. So wechseln šiəd und šēd ziemlich regelmässig je nach der betonung. ē statt wird fast ausnahmslos gebraucht in ȷēgə „göttlich“, air. diade; ȷēn „schnell“, air. dían; ȷēs „zähre“, air. días; ȷŕēxt „zauber“ (vgl. II 269, 6), mir. druidecht (vgl. hinsichtlich des ȷ § 4); ȷē „tag“, ai. dia die.

§ 22. Das ē in ḱēn̄əs „wie“, air. cindas, verdankt seinen ursprung wohl einer volksetymologischen umdeutung, da ḱēn̄əs fast allgemein für eine verkürzte form von ḱē n̥ n̄ūs gehalten und demgemäss auch oft durch letzteres ersetzt wird.

4. e.

§ 23. Der buchstabe e bezeichnet den im deutschen „fett“ vorliegenden kurzen, offenen vokal (Vietor § 52). An stelle dieses im auslaut stets erscheinenden normallauts wird vor palatalisierten oder früher palatalisiert gewesenen konsonanten ein etwas geschlossenerer, vor indifferenten konsonanten ein etwas offenerer vokal gesprochen. Ausserdem kommt gelegentliches schwanken nach ø hin vor.

§ 24. e vertritt in den meisten fällen air. e im auslaut oder vor palatalisierten konsonanten, z. b. be „sein“ (inf. zu „ich bin“) mir. beith; beŕĭm „trage“, veŕĭm „gebe“, ȷeŕĭm „sage“, air. berim; ȷe (neben ȷē) „zehn“, air. deich; ȷefŕ̥ „eile“, mir. deithbhirech; ȷeŕə „ende“, air. dered; eȷŕ̥ „zwischen“, air. eter iter etar; ḱlecə „feder“, Keat. cleite, gael. cleit; ḱŕeȷĭm ḱŕeȷə „glaube“, air. cretim; çeŕə „vier“, mir. cethri; ĺehəd „breite“, air. lethed; ĺehn̥̄ (neben ĺēhn̥̄) „lektion“, air. legend; ĺešḱ „faulheit“, mir. lesci leisce; mehl̥ „abteilung feldarbeiter“, mir. methel; meŕəǵ „rost“, meŕəǵəx „rostig“, air. meirg meirc; meŕəv „schwül“, mir. meirb; ńev „gift“, air. nem, pl. neimi

Empfohlene Zitierweise:
Franz Nikolaus Finck: Die araner mundart. N. G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1899, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_araner_mundart.djvu/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)