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es mit der Skulptur des Lorenzo von Mugiano, einem mittelmäßigen Bildhauer, der die ganze Figur König Ludwig’s in der Tracht eines römischen Imperator’s, wahrscheinlich im Auftrage Chaumont’s, in Stein darstellte. Diese Statue ist in den Räumen des Erdgeschoßes vom Louvre aufgestellt. – Einige Jahre später, ungefähr um 1506–7, aber noch immer in Mailand, dürfte Solari seinen Gönner, Charles d’Amboise, selbst porträtirt haben. Für dessen Porträt halte ich nämlich das Bildniß, welches sich im Hause Perego zu Mailand befindet und von einigen unbehutsamen Kunstfreunden als das Porträt des Maximilian Sforza, des Sohnes von Lodovico il moro, ausgegeben wurde. Auch die Herren Cr. u. Cav. citiren es als solches (Bd. II, S. 61.). Es ist ein sehr schönes Bildniß, aber durch Uebermalung entstellt. Auf dem Barret ist ebenfalls ein Orden angebracht, ich erinnere mich jedoch nicht genau, ob der des h. Michael oder des h. Georg; im Hintergrunde Landschaft. Hier ist ein Mann zwischen 35 und 40 Jahren dargestellt; Chaumont starb 1511. – Max Sforza, 1491 geboren, war, als dieses Gemälde entstand, noch ein sehr junger Bursche, er starb zu Paris 1530, nachdem der feige Mensch schon 1515 Italien verlassen mußte und nach Frankreich geschickt wurde. Im Jahre 1505 malte Solari das Porträt seines Freundes Johann Christoph Longoni (gegenwärtig in der National-Galerie zu London).[1] In dieselbe Zeit, d. h. in die mailändische Epoche, vor seiner Reise nach Frankreich, setze ich noch ein reizendes Frauenporträt im Besitze der Familie Isimbardi zu Mailand,


  1. Vom Jahre 1505 ist auch der Christus mit dem Kreuze im Besitze des Malers Galgani zu Siena. Dieß Bild ist wahrscheinlich gleichfalls, wenn auch nicht in Mailand selbst, doch im Mailändischen gemalt, nicht jedoch in Florenz, wie Calvi anzunehmen scheint, – um daraus seine weitern Schlüsse zu ziehen; denn in demselben Jahre fertigte Solario das Bildniß seines Freundes Cr. Longoni in Mailand an (gegenwärtig in der Nationalgalerie zu London, 734).
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/94&oldid=- (Version vom 31.7.2018)