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Ein sehr gutes Bild von einem Schüler des Francia, nämlich von dem Imolesen Innocenzo Francucci, ist in dem nämlichen Saale, No. 581, aufgestellt. Es stellt die h. Jungfrau in einer Glorie von Engeln und Cherubim dar, auf der Erde die heiligen Petronius, Clara, Franciscus und Sebastian nebst zwei Donatoren. Lebensgroße Figuren.

Die Repräsentanten der spätern bolognesischen Schule, der s. g. Akademiker, oder, wenn man lieber will, der Eklektiker, finden sich fast alle in München vor und zwar meist in stattlichem Gewande; so die Caracci, sowohl Annibale als Lodovico, so Albani, Guido, Guercino, Simon da Pesaro, Tiarini, Cavedone und Domenichino. Man kann also in der Münchner Pinakothek das Wollen und Können jener berühmten Schule hinlänglich kennen lernen. Ich kann aber das Kapitel der bolognesisch-ferraresischen Schule nicht schließen, ohne von dem Hauptrepräsentanten oder besser gesagt von dem Michelangelo dieser Schule, von Correggio, dem ein halbes Dutzend Bilder der Münchener Sammlung zugeschrieben werden, hier noch zu reden.

Das dem Umfang und auch dem künstlerischen Werthe nach bedeutendste Bild, welches vom Kataloge dem Antonio Allegri, freilich blos angeblich, zugedacht wird, hängt im Saale 8 unter der No. 580 und stellt die h. Jungfrau mit dem Kinde auf Wolken dar; unten die heiligen Jacobus und Hieronymus mit dem Donator. An Girolomo da Carpi ist gewiß nicht zu denken, eher wohl an Michelangelo Anselmi. Klüger ist es aber auf jeden Fall, dieß Bild nur allgemein der Schule des Correggio zuzuweisen.

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/84&oldid=- (Version vom 31.7.2018)