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Noch wäre hier eines andern ältern venezianer Malers zu erwähnen, wenn das Porträt, welches man ihm, freilich nur dubitativ, in die Schuhe schiebt, wirklich von ihm herrührte. Ich meine das Bild No. 717 im Cabinet 7., das den Kaiser Maximilian I. darstellt. – Wie aber Herr Dr. Marggraff den Jacopo de’ Barbari, noch immer in Nürnberg das Licht der Welt erblicken lassen kann, ist mir wahrlich unbegreiflich. Nachdem Herr Professor Dr. Thausing in seinem ganz vorzüglichen Werke über Dürer den wahren Platz, den dieser merkwürdige Venezianer in der deutschen Kunstgeschichte einnimmt, in’s Licht gestellt und sein Verhältniß zu Dürer meisterhaft gekennzeichnet hat, wäre meinerseits jedes Wort über Jacopo de’ Barbari hier überflüssig. Es bleibt mir nur noch übrig, über die Aechtheit der Taufe auch dieses Porträts meine Meinung abzugeben, und diese lautet verneinend.

Meint aber Herr Dr. Marggraff einen alten Nürnberger Maler, Namens Jacob Walch, so habe ich nichts dagegen einzuwenden, da ich diesen Meister nicht kenne. Jedenfalls hat Jacopo de’ Barbari, in Nürnberg auch Jacob Walch genannt, der Meister mit dem Mercurstab und Lehrer Kulmbachs, gar nichts mit diesem Bildniß zu schaffen.

Und hier möchte ich noch meine Meinung über ein anderes merkwürdiges Porträt venezianischen Ursprungs aussprechen. Das Bild hängt im Saale 7, No. 1421. Herr Dr. M. macht mit Recht in seiner Vorrede auf den in Deutschland wenig bekannten Meister desselben aufmerksam. Domenico Caprioli ist ein Trevisaner und hat, seinen Bildern nach zu urtheilen, sich an den Werken sowohl des Palma vecchio, als auch des Giorgione herangebildet. Dieses Porträt eines jungen Mannes ist eine Art Carrikatur des Giorgione; es ist sehr überschmiert und daher entstellt; es verdiente wohl, sorgfältig gereinigt zu werden.

Von Paolo Caliari, Paolo Veronese genannt, weist zwar der Katalog eine Menge Bilder auf; die meisten davon

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/76&oldid=- (Version vom 31.7.2018)