Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/66

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

als das wunderbare Reiterporträt Carl’s V. im Madrider Museum, meinem Gefühle nach, was Auffassung betrifft, das schönste Bildniß der Welt. – Die Aufschrift auf dem Porträt in München ist zwar aufgefrischt aber echt: TITIANUS. F. 1548.

No. 524. Venus, eine Bachantin, ein Satyr, Amor u.s.w. Hart in den Umrissen, die Haare mit zu großer Aengstlichkeit ausgeführt; ist nicht einmal ein Tizianisches Schulbild, sondern scheint bloß Kopie zu sein.

No. 587. Maria in einer Landschaft sitzend mit dem Jesuskinde, dem kleinen Johannes und dem Donator. Die Herren Cr. u. Cav. nennen dieses Gemälde eines der werthvollsten, vorzüglichsten Werke Tizian’s, reich an Farbe, schön in den Charakteren, schön in den Figuren, namentlich der Donator bewundernswürdig, und setzen es zwischen die Jahre 1520 und 1525. Auch ich kann nicht umhin, hier die saftige, herrliche Tizianische Farbe und das gute Porträt des Donators zu bewundern, finde aber andrerseits die Zeichnung und Modellirung in diesem Bilde viel zu schwach für den Meister selbst, den Baumschlag zu kleinlich, das Lamm zu geistlos gemalt; auch hat das Ohr der Madonna nicht die Tizianische Form.

No. 591. Die heilige Jungfrau in abendlicher Landschaft, bezeichnet (apokryph)[a 1]. F. Titianus. Ein durch Restaurationen übel hergerichtetes Gemälde. Meiner Ansicht nach ist es ein vom Meister selbst vollendetes Atelierbild; der landschaftliche Grund scheint mir ganz ihm anzugehören. Aus seiner spätern Zeit.

No. 1211. Bildniß eines schwarz gekleideten Mannes, datirt 1523. Will man diesem stark verpuzten Gemälde einen Namen geben, so möchte der des Paris Bordone, welchen die Herren Cr. u. Cav. vorschlagen[1] nicht ganz ungeeignet sein. Freilich protestirt gegen diese Taufe Herr Professor Dr. Marggraff, welcher, dies Mal seiner


  1. Leben Tizian’s II, 431.

Druckfehlerverzeichnis

  1. Vorlage: (apogryph)
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)