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f) Das Altarbild in der Kirche von Asolo vom Jahre 1506[1].

g) Das Bild der Borghesegalerie, 1508.

h) Das Bild zu Recanati, 1509.

Aber schon einige Jahre später, um 1511 und 1512 (Jesi) bemerkt man den großen Einfluß, den die Werke seines Landsmanns Giorgione auch auf ihn, der ja Sohn derselben Marca Trevigiana war, ausgeübt haben müssen.

Die Herren Cr. u. Cav. fassen nun, wie ich mit Bedauern sehe, den Lotto ganz anders auf, als meine eigenen Studien mir denselben erscheinen lassen. Sie sehen ihn für einen Bergamasken an, während doch Lotto’s Naturell grundverschieden von dem der Bergamasken ist; sagen ferner, daß er ein Schüler der Bellinesken (?) sei, seine Jugend mit Previtali verlebt und zuletzt zur Manier des Palma und des Giorgione hingeneigt habe, jedoch ohne je seine lombardischen Angewöhnungen (?!) lassen zu können. Nun, auch Tassi hat ihn als Schüler des A. Previtali hingestellt (Vite dei Pittori etc. Bergamaschi, I, 115) während Lomazzo zuerst und später auch Andere, selbst Lanzi, den Lotto, den sie als einen Bergamasken ansahen, für eine Art Schüler des Leonardo da Vinci erklärt haben, wahrscheinlich aus dem einzigen Grunde, weil Bergamo nicht sehr ferne von Mailand liegt. Zuletzt, sagen die Herren Cr. u. Cav., habe sich Lotto auch Tizian genähert, fügen aber hinzu, daß auch Previtali


  1. Auch dieses Bild ist LAVREN. LOTVS, wie das in München befindliche, bezeichnet; dem Namen fügte er noch IVNIOR . M.D. VI. hinzu, d. h. im Monate Juni vollendet. Einige Schriftsteller haben diese Inschrift mißverstanden, indem sie daraus schließen wollten, daß es zwei Maler dieses Namens gegeben hätte, einen ältern und einen jüngern. Das Bild selbst spricht aber gegen eine solche Annahme. Dieses Bild in Asolo wurde also im Juni vollendet und zwar im Anfange dieses Monats, denn am 20. Juni finden wir Lotto schon in Recanati, woselbst er den Vertrag unterzeichnete, durch den er sich verpflichtete, ein „Abendmahl“ für die Dominicaner in jener Stadt zu malen.
    20. Juni 1506. Laurentius Lotus Pictor Venetus promittit fratri Augustino hispano Priori sancti Dominici pingere coenam, latam novem pedes et dimidium, altitudinis proportionatae, sumptuosam et splendidam, et deauratam secundum designum pro florenis 100 et expensis pro se et famulo“. (Im Archiv von Recanati, Protocoll des Ser Piergiorgio Antonio.) Im Sommer des Jahres 1509 kehrte Lotto wieder nach Recanati zurück, und zwar von Rom aus.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)