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Meisterschaft ausgeführt, und andrerseits scheint Lotto im Jahre 1555 schon sehr alt gewesen zu sein, da er, wie ein Document im Museum Correr zu Venedig bemerkt, „die Stimme fast ganz verloren hatte“. Im selben Jahre „zahlte la santa casa di Loreto a messer Lorenzo Lotto oblato di Santa casa, monatlich un fiorino o bolognini 44“ für Nahrung und Kleidung, und dieß „weil Lotto sich selbst und all’ seine Habe der h. Jungfrau von Loreto geweiht hatte“. (Manuscripte über Lotto in der Bibliothek des Museo Correr, dem Verf. gütigst mitgetheilt vom Director desselben, Herrn Commendatore Niccolò Barozzi.)

Lotto scheint zwischen 1555 und 1556 in hohem Alter gestorben zu sein. Schon im Jahre 1542 mag er seinen Tod für nicht fern erachtet haben, denn im Libro Consigli, 3, carta 96, des Klosters von San Giovanni e Paolo zu Venedig lesen wir: Item ms. Lorenzo Loto dat scire relinquit conventui de credito suo pro palla Scti Antonini (das schöne Altarbild existirt noch immer, wiewohl sehr vernachläßigt, in jener Kirche) omne creditum suum ultra ducat: nonaginta, hoc videlicet pacto quod conventus teneatur in morte sua gratis sepelire eum in aliquo sepulcro et dare sibi habitum ordinis.

Lorenzo Lotto hat nicht zu Bergamo, auch nicht zu Venedig, wie Dr. Marggraff vorschlägt, das Licht der Welt erblickt, sondern zu Treviso,[1] und ist höchst wahrscheinlich


    auf dem Lotto’schen Gemälde dagegen für alterirt erklären – betrachte ich diese letztere für legitim, wenn vielleicht auch aufgefrischt, den „Zettel“ aber auf dem Reiset’schen Madonnenbilde des Palma vecchio für illegitim, und, was die Hauptsache ist, jene Malerei des Palma einer viel spätern Zeit als dem Jahre 1500 angehörig.

  1. Vasari war auch über diesen Meister besser berichtet, als alle seine[a 1] Nachtreter, die ihn auf die Aussage des ganz und gar unzuverlässigen Lomazzo hin haben corrigiren wollen. Vasari sagt nämlich, daß Lotto Venezianer und Schüler des Giambellino gewesen sei, und daß er später die Manier des Giorgione nachzuahmen getrachtet habe. In den Verträgen von Bergamo nennt er sich Lotus venetus, und fügt in einem [33] derselben hinzu: Nunc habitator[a 2] Bergomi; in einem andern Documente zu Rom, vom Jahre 1509, wird er aber L. Lotus de Trivisio genannt. Dieses letztere sehr wichtige Document befindet sich in der Bibliothek Corsini und lautet also:
    „9 Martii 1509. Magister laurentius Lottus de Trivisio confessus recepisse „für Malereien, die in den Zimmern des obern Stockwerkes im Vatican auszuführen sind, 100 ducati.“ – Rafael war damals schon seit mehr als einem halben Jahre in Rom. Hat je Lotto jene Malereien ausgeführt?

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Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)