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mit seinem grünen Grunde (bei Bellini ist der Grund stets schwarz) gehört auf jeden Fall nicht dem venezianischen Altmeister an, überhaupt keinem Meister, sondern einem Pfuscher von Profession, denn selbst für ein Werk des langweiligen Mansueti wäre dieses Porträt noch viel zu schwach.[1] Der Name des Giambellini, ein der Kunst heiliger Name, sollte wahrlich nicht so frevelhaft mißbraucht werden, und wir erlauben uns daher Herrn Dr. Marggraff ehrerbietigst zu ersuchen, denselben aus seinem Kataloge bei erster Gelegenheit streichen zu wollen.

Und wo hat man Mantegna’s Bild aufgestellt? Schon der bloße Name dieses großen Meisters ließ mir beim ersten Eintritt in die Galerie keine Ruhe. Das Bildchen hängt im Saale 9 und trägt die Nummer 549. Ich erschrak förmlich, als ich zum ersten Male vor das Bild trat. Nein, das ist zu arg, rief ich in meiner Entrüstung aus; nicht zufrieden, den Giambellini beschimpft zu haben, will Herr Professor Marggraff auch den großen Andrea Mantegna, dessen Schwager, erniedrigen und zu Schanden machen. Sein Grimm scheint es also auf die ganze Familie der Bellini


    354, und ist IOANNES BELINVS bezeichnet. Nach den baumwollenen, dem Niccolò Rondinello eigenthümlichen Wolken zu urtheilen, scheint mir das Bildniß ein Werk dieses letztern zu sein. Bekanntlich bezeichnete N. Rondinello gar manches eigene Bild mit dem Namen seines Lehrers, beispielsweise ein in der Galerie Doria zu Rom befindliches. Die Herren Crowe und Cavalcaselle (Bd. I, p. 183) halten jenes Porträt in der Uffizigalerie für ein Selbstporträt des Giambellini und setzen es zwischen die Jahre 1480 und 1487. Siehe auch Nachträge zu diesem Capitel.

  1. Die Herren Crowe und Cavalcaselle (Band I, S. 135) geben dieß Porträt dem Gentile Bellini. Ich bitte aber meine Freunde einmal das gute Porträt der Catarina Cornaro in der Nationalgalerie zu Pest – das einzige authentische Gemälde, das sich, so viel mir bekannt ist, von Gentile Bellini zwischen Rhein und Donau befindet – sich anzusehen und mit diesem Bilde zu vergleichen, und ich bezweifle sehr, daß sie in den zwei Bildern den nämlichen Autor erkennen werden. (Zwei schöne echte und für den Meister charakteristische Handzeichnungen besitzt das British Museum, photographirt von Braun Nr. 143 und 144. )
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)