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Die gewöhnliche Form der Hand bei A. Mantegna.


dies eine mit der Feder gezeichnete Apostelfigur, unten als Mantegna bezeichnet; schön und charakteristisch für den veronesischen Meister[1].

7. Andrea del Verrocchio. Federzeichnung; Studie der verschiedenen Proportionen an einem der Bronzepferde von S. Marco in Venedig. Ob diese Zeichnung dem Verocchio, dem Al. Leopardi oder irgend einem andern Bildhauer jener Zeit angehört, meine ich, wird schwer festzustellen sein.

8. Francesco Francia. Nichts.

9. Ambrogio Borgognone (1450–1523). Zwei ganz unbedeutende Zeichnungen vom Ende des 16. Jahrhunderts, vielleicht auch später.

10. Tiziano Vecellio: David im Begriffe dem Goliath den Kopf abzuschlagen; getuschte Federzeichnung, gut, doch wüßte ich nicht zu sagen, ob dieses Blatt wirklich


  1. Nach dem Beeinflussungssystem, das heutzutage in der Kunstgeschichte an der Tagesordnung ist, müßte man annehmen, daß nicht nur der Veroneser Liberale, sondern selbst auch der Florentiner Antonio del Pollajuolo von Andrea Mantegna beeinflußt wurde, was doch kein verständiger Mann wird gelten lassen wollen. Alle drei sind eben Kinder der nämlichen Zeitepoche und alle drei, jeder in seiner eigenen Schule, vertritt glanzvoll jene Epoche des Kunstprozesses, die ich die Epoche des Charakters nennen möchte.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/124&oldid=- (Version vom 31.7.2018)