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4. Die Toskaner.

Eine bessere Vertretung als die Ferraresen und Lombarden haben die alten Florentiner in der Münchener Galerie gefunden.

Die vier kleinen Tafeln, No. 1204, 1205, 1207 und 1208 (Cabinet 21), auf denen der fromme Mönch Giovanni da Fiesole Geschichten aus dem Leben der h. Cosmas und Damian dargestellt hat, gehören unstreitig zu den besseren Werken dieses liebenswürdigen, und in seiner Naivetät genialen Meisters. Das Halbrund (No. 1203) mit Gottvater inmitten mehrerer Reihen musicirender und anbetender Engel dagegen muß ihm abgesprochen werden; dieß Gemälde gehört augenscheinlich einer viel späteren Zeit an und darf nur als Kopie nach Fra Angelico betrachtet werden. Derselben Meinung sind die Herren Cr. und Cav.

Auch Fra Filippo Lippi, ein jüngerer florentinischer Zeitgenosse des Fra Angelico, war Mönch, allein die Kutte dieses Karmelitaners barg ein ganz anderes Gemüth als die des Dominikaners Giovanni da Fiesole.

Frühe schon elternlos, ward der unruhige, widerspenstige Knabe dem Kloster anheimgegeben, worin er noch ganz jung auch schon zum Mönch gestempelt wurde, ein Beruf, für den ihn indessen die weise Mutter Natur wahrscheinlich nicht geschaffen hatte. Doch so oft ihn sein feuriges, leidenschaftliches Temperament in arge Verlegenheiten gebracht hat, war es jedes Mal sein eminentes Künstlertalent, welches ihm immer wieder daraus errettete. Als sein eigentlicher

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)