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Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin

Vorwort.




Als ich mit meinen Kunststudien in Siena so ziemlich zu Ende war und im Begriffe stand, nach dem nahegelegenen Kloster von Montoliveto zu gehen, um daselbst an den Fresken des Signorelli und des Sodoma meinen Geist zu erfrischen und diese zwei hervorragenden Gestalten in der italienischen Kunstgeschichte mir noch schärfer einzuprägen, ereilte mich plötzlich ein Brief, der mich nach meiner Heimath, nach dem „heiligen Rußland“ zurückrief. Meine Freunde machten mir von neuem einen Vorwurf daraus, daß ich so lange im Süden, in einem Lande morscher Sitten verweile, statt mich an dem Kulturkampfe, der in der Heimath doch endlich ausgebrochen sei, zu betheiligen.

Der Vorwurf war hart, aber doch nicht ganz unverdient, und so machte ich mich alsbald auf nach dem Norden.

Es kam mir zwar schwer an, ich gestehe es offen, das sonnige Italien, wo sich’s am Ende doch so frei leben läßt, früher zu verlassen, als es in meinen Wünschen lag, da ich meine Lehrzeit in der Kunstwissenschaft noch lange nicht als abgeschlossen betrachten durfte. Ich tröstete mich indeß mit

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)