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ergoß sich keine Woge über Deck, gab es kein Ueberbordwaschen, brauchte kein Rettungsboot ausgesetzt zu werden.

Gleichmäßig und in tiefstem Frieden verliefen die Tage, einer wie der andere, und diese Weltallfahrten selbst also versprachen für die einstige Generation von Aetherseeleuten wenig romantische Abenteuer, die einen Knaben derart verlocken konnten, daß er bei Nacht und Nebel von Hause fortlief, um Weltallschiffsjunge zu werden.

Man mußte auf das Landen an fremden Himmelskörpern warten und sehen, was sich dort dem unternehmenden Geiste bot.




Weltalltoll.

Seit dem Auffluge von der Erde waren neun Tage vergangen. Die Erde glich noch einem Balle von zwei Metern Durchmesser, in doppelter Größe schwamm vor ihnen im Aether der Mond, der umschifft werden mußte, wenn der Kapitän nicht auf ihm vor Anker gehen wollte. Schon konnte man auf dem Monde die Gebirge und Thäler plastisch unterscheiden.

Da wurde der in seiner Kabine schlafende Richard geweckt. Der erste Steuermann war es, der ihn aus dem Schlafe aufgerüttelt hatte.

„Kapitän, es ist etwas nicht in Ordnung,“ sagte er. „Das Schiff hat sich gedreht, und wir stürzen dennoch nicht auf den Boden nieder. Entweder zeigen die Instrumente unrichtig an, oder die Schwerkraft hat sich verrückt – oder – oder – wir sind alle zusammen verrückt geworden.“

Ehe noch Richard den Sinn dieser sonderbaren Worte ganz erfaßt hatte, klammerte er sich erschrocken an seine Bettstätte an, damit er nicht heraus und auf den Boden des sehr hohen Gemaches herabstürzte. Denn er hing mit seinem Bette oben an der Decke. Aber, nein, das dort unten, worauf er hinabblickte, war doch die Decke! Er klebte an der Diele,

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Robert Kraft: Die Weltallschiffer. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Weltallschiffer.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)