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worden – und verfolgten an der Hand der Karten seine Anweisungen, während die Luft ringsum von dem Pfeifen der Geschosse und Heulen der Granaten unheimlich belebt war.

„Meine Herren, was es auf sich hat den Abmarsch einer Division zu decken, das wissen Sie alle,“ sagte er jetzt zum Schluß mit leicht bedeckter Stimme. „Nun, wir werden unsere Schuldigkeit tun! Wir opfern uns freudig im Interesse des Ganzen. Es muß eben sein!“ Und dann zu einem etwas abseits stehenden Sergeanten gewandt. „Köhler, ist das Telephon auch in Ordnung?“

„Nein, Herr Oberst,“ erwiderte der, die Hacken zusammenreißend. „Ich wollte es eben melden. Die Drähte müssen von Sprengstücken zerrissen sein.“

Der Regimentskommandeur nickte nur. „Das war vorauszusehen. – Nun, dann meine Herren, so müssen Sie schon die Befehle an die Bataillone selbst übermitteln. Sie wissen ja Bescheid. Um es nochmals kurz zu sagen: Nach dem allgemeinen Vorstoß, bei dem wir die feindliche Front wohl so etwa einen Kilometer zurückdrängen dürften, besetzt das Regiment mit ganz dünnen Schützenketten die bisherigen Stellungen der Division. Die Verteidigungsabschnitte sind: Erstes Bataillon Linie Peamont bis Derlieux, zweites Bataillon: Nordausgang des Dorfes Derlieux bis Wäldchen von Cossenette[1], drittes Bataillon und zwar 10. und 12. Kompagnie Dorf Cossenette bis Weiler Montfort, 9. und 11. Kompagnie in Reserve hinter Derlieux. – So meine Herren, nun vorwärts!“

Die beiden Ordonnanzoffiziere jagten davon, während der Oberst und der Regimentsadjutant durch ihre Gläser die drei Reiter ständig im Auge zu behalten suchten.

Nach einer Weile sagte der Oberst dann erleichtert aufatmend: „Sie sind unversehrt angelangt! Und – wahrhaftig, Frerka, da setzt auch schon der allgemeine Vorstoß ein.“

Tatsächlich merkte man an dem plötzlich besonders heftig werdenden Geschütz- und Gewehrfeuer, daß in der vorderster Linie etwas Besonderes sich abspielte. Immer lauter wurde das Krachen der einschlagenden Granaten. Batterien, die bisher noch in Reserve gestanden hatten, wurden herangezogen und brachten im Nu ihre graugestrichenen Kanonen in Stellung. So unerwartet kam dieses Einsetzen


  1. Vorlage: Cossenmette
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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)