der beträchtlichen Zahl von nicht weniger als 456 aes rude-Stücken, auch 20 fragmentirte Stücke campanischer Barren enthielt. Dass diese so mannigfache Fundmasse sich aus verschiedenen zum Zwecke der Einschmelzung gemachten Ankäufen zusammensetzt, liegt auf der Hand. Was aber für die gestellte Frage von grosser Bedeutung ist, ist der Umstand, dass jene 20 Fragmente nicht weniger als acht von den neun bekannt gewordenen Barrenformen aufwiesen, indem einzig der Barren Anker )( Dreifuss dabei nicht vertreten war. Von einem Funde aber, der eine so reichhaltige Barrensammlung, wenn auch in Fragmenten enthielt, wären neue Formen am ehesten zu erwarten gewesen, da jedoch auch hier nur die schon bekannten Formen zu Tage kamen, so erscheint der Schluss gerechtfertigt, dass deren Zahl als eine abgeschlossene zu betrachten ist.
Nachdem überdies das System ermittelt wurde, in dem die Barren zum Schwergeld stehen, hat die Vermutung, dass weitere als die neun Barrensorten aus der capuanischen Münzstätte nicht hervorgegangen seien, eine an Gewissheit grenzende Wahrscheinlichkeit für sich. Vor Allem sind weitere als die sieben Reihenbarren nicht möglich, weil für die römische und die sechs latinischen Schwergeldreihen der zu einer jeden gehörige Barren nachgewiesen ist. Aber auch weitere „Gedenkbarren“ sind nicht mehr zu erwarten. In die Zeit des Barrengusses von 312 bis 268 fallen die beiden grossen Ereignisse, denen andere an Bedeutung während dieser Epoche nicht gleichgesetzt werden können: der endgiltige Sieg über die Samniten 290 und der Sieg über Pyrrhus 275 v. Chr. Jedem dieser Ereignisse ist in einem Barren sein Monument gesetzt, ersterem in dem Stierbarren, letzterem in dem Elephantenbarren. Hiermit scheint die Zahl der Barren erschöpft und an die Stelle der bisherigen Ungewissheit über ihr Alter, ihre Herkunft und Bedeutung, ist ihre Einordnung in ein zeitlich und örtlich genau abgegrenztes System getreten.
Bemerkt sei noch, dass, wenn die Barren der römischen Reduktion auf gleich schweren Gewichten wie die sonstigen Barren stehen, dies folgerichtig ist und der hier gegebenen Charakteristik entspricht. Da Barren nicht Münze sind, würde der Begriff eines „reduzierten Barren“ ein Widerspruch in sich selbst sein.
Ein anderer wahrscheinlich umbrischer Barren von abweichender Form, der Barren Keule )( Gräthe[1], der so, wie er in dem wohlerhaltenen Exemplar des British Museum vorliegt, sichtlich erst unter dem Einfluss der campanischen Barren entstanden sein kann, soll im Hauptwerke besprochen werden.
- ↑ Catalog of Greek Coins, Italy S. 36/37. Garrucci tav. XI No. 2.
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/64&oldid=- (Version vom 31.7.2018)