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ist es schlechterdings unmöglich die beiden so grundverschiedenen Reihen V und VI als Erzeugnisse einer und derselben Münzstätte anzuerkennen.

2. Reihe VI steht auf dem Pfunde von 327 gr., Reihe V auf einer unverkennbar höheren Norm; vermutlich auf der Mine von 341 gr.

3. Die Oxydation der Reihe VI ist meistens die graue körnige wie sie sich um Rom und in Stidetrurien findet, wogegen Reihe V meistens die schöne glatte Patina von grüner oder brauner Farbe aufweist, die das Merkmal der südlich vom Albanergebirge gelegenen Gebiete bildet.

4. Endlich fordert die Tatsache, dass der Schatz von Vicarello in merkwürdiger Abweichung von der sonst ungefähr gleichen Häufigkeit beider Reihen 1109 Stücke der Reihe VI, hingegen nur 108 Stücke der Reihe V enthielt, kategorisch zu einer Erklärung dieses auffallenden Gegensatzes auf.

Diese Erklärung lässt sich nur darin finden, dass mit dem Übergange zum schweren Gewicht der Guss der Reihe VI nach Rom übernommen wurde, während der Guss der Reihe V der capuanischen Offizin überlassen blieb. Hierzu stimmen alle sub 1–4 erwähnten Merkmale. Der Stil der Reihe VI ist durchaus der unschöne handwerksmässige, wie er der römischen Offizin, zumal in der Reduktionsperiode eignet. Wenn ferner die Patina und die Fundberichte schon im Allgemeinen dafür sprechen, dass die Verbreitung der Reihe VI mehr im Norden, diejenige der Reihe V mehr im Süden liegt, so erbringt der Votivschatz von Vicarello geradezu den Beweis, dass der Ursprungsort der ersteren Reihe ungleich näher zum Sabatinersee zu suchen ist als der der letzteren. Die Entfernung aber von Capua dorthin beträgt gut das Sechsfache der Entfernung von Rom aus. Es wird vergeblich sein eine einleuchtendere Erklärung zu suchen.

Auch Typen und Gewicht verweisen die eine Reihe nach Campanien, die andere nach Rom. Schon gelegentlich der zweiten Periode ergab sich, dass anlässlich des Gusses der die beiden Marsdidrachmen begleitenden Reihen Rom unter Verdrängung des Marskopfes auf den Semis für die Asse römische Typen vorgeschrieben hatte, in der einen Serie den Romakopf, in der anderen Janus und Merkur. Damit erledigt sich auch die Frage, ob der bartlose Doppelkopf, wie er auf dem Schwergeld, den Goldmünzen und den quadrigati vorhanden ist, mit dem bärtigen Janus der Prorareihe identisch oder etwas anderes (etwa eine Doppelherme oder Fontus etc.) sei, zu Gunsten der ersteren Alternative. Rom hat hier überall einen latinischen Götterbegriff, seinen Janus zum Ausdruck gebracht. Auch bei anderen Gottheiten Hercules, Mars, ändert das Vorhandensein oder der Mangel des Bartes am Begriffe nichts. Von den beiden Reihen V und VI steht indess nur die letztere durch den Januskopf in der sonst üblichen Typenbeziehung zum Quadrigatus und

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)