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Gattungen waren. In ihnen schleppt sich gewissermassen der Schatten des alten Schwergeldsystems nur noch eine Weile mit fort. Die Reduktion ist ein Durchgangsstadium, in dem die alten Libralmünzen noch mit aushelfen, während der auch hiermit nicht zu befriedigende Bedarf eines weitergehenden Grossverkehrs in dem zu Capua gemünzten Silber und Gold seine vorläufige Deckung fand. Dieser Zustand endete wenige Jahre nach dem tarentinischen Siege, als Rom durch ungeheure Beute bereichert und zur Hauptstadt ganz Italiens geworden mit den veralteten Traditionen brach und im Denar die neue Weltmünze begründete.

Die Reduktion bedurfte einer ausführlichen Besprechung; wir kehren zur capuanischen Münzstätte zurück. Hier hatte sich, wie gezeigt, nichts geändert, als dass im Silber der Quadrigatentypus eingeführt und die Libelle zur Wertmünze geworden war. Die verhältnismässige Häufigkeit der goldenen 6- und 3-Skrupelstücke deutet auf die Fortprägung dieser Stücke gerade auch in der dritten Periode hin. Ein 4-Skrupelstück mit der Wertzahl XXX konnte allerdings jetzt nicht mehr geschlagen werden, da der ihm entsprechende Libral-As oskischen Gewichts in Wegfall gekommen war, in der Hauptstadt zufolge der Reduktion, im Latinergebiet hingegen durch die nunmehr eintretende Ersetzung des leichten durch das schwere Münzpfund.

Es fragt sich nun, ob das System der zweiten Periode jede Didrachme von einer Schwergeldreihe und von einem Barren begleiten zu lassen sich auch in der dritten Periode fortgesetzt hat? Diese Frage ist zu bejahen, jedoch ergibt sich hierbei eine merkwürdige Modifikation; nicht nur wird das Gewicht des Schwergelds gesteigert, sondern es schliessen sich auch an den Quadrigatus nicht nur eine, sondern vielmehr zwei Schwergeldreihen an, deren Herstellung zwischen der römischen und der capuanischen Münzstätte geteilt wird. Es handelt sich hierbei um

  1. die schwere Apolloserie,
  2. die schwere Janus )( Merkur-Reihe,

beide ohne Beizeichen; erstere ist in Capua, letztere in Rom gegossen worden. Diese Unterscheidung gründet sich auf folgende Tatsachen:

1. Reihe VI ist von auffallend schlechter Arbeit und von rohem Stil. Typengleich mit der leichten Janus-Merkurreihe (III) ahmt sie deren schöne Münzbilder nur in stümperhafter Weise nach; wogegen die schwere Apolloserie durch die hervorragende Schönheit zahlreicher Stücke von jeher die besondere Beachtung auf sich gezogen hat. Hierzu kommt die grosse Verschiedenheit des Reliefs, das bei der Janus )( Merkurreihe unter dem der zweiten capuanischen Periode zurückbleibt, bei der Apolloserie hingegen bedeutend gesteigert wird, mitunter bis zur Übertreibung. Berücksichtigt man die grosse Gleichmässigkeit von Stil und Arbeit, welche die Produkte der capuanischen Münzstätte während der zweiten Periode in den damals gegossenen Schwergeldreihen kennzeichnet, so

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Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/47&oldid=- (Version vom 31.7.2018)