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Durch diese neuerlichen Funde konnte daher eben noch rechtzeitig eine Lücke ausgefüllt werden, die andernfalls in dem capuanischen Reihensystem in störendster Weise hätte offen bleiben müssen, wahrscheinlich sogar seine Feststellung überhaupt vereitelt haben würde; denn gerade den beiden Apollobarren verdanke ich sehr wesentlich die Auffindung der richtigen Spur. Allerdings besteht auch hier wieder die Wahl entweder den einen oder den anderen Barren auf die leichte oder auf die schwere Apolloreihe zu beziehen. Die convexe Form schliesst aber den Barren Anker )( Dreifuss besser an die gerundeten Stücke der schweren Apolloreihe an, während der Barren Ähre )( Dreifuss in seiner flachen Form mit den Waffenbarren übereinstimmt, daher mit Fug derselben Emissionszeit angeschlossen wird. Auch seine äusserste Seltenheit in nur zwei Fragmenten stimmt zu der entsprechenden Seltenheit der leichten Reihe. Von dem Barren der schweren Reihe sind immerhin drei ganze Exemplare vorhanden (1 Berlin, 2 Haeberlin).

Im Übrigen unterscheidet sich die leichte von der schweren Apolloreihe nur durch das Beizeichen Weinblatt und durch das Gewicht. Ausserdem kommt in der leichten Reihe Apollo auch mit Strahlenkrone vor (Pesaro, Haeberlin).


E. Die dritte Periode (circa 286 bis 268).

Hatte es sich zu Beginn der zweiten Periode um eine fundamentale Reform des in Capua befolgten Münzsystems gehandelt, so bezeichnen die Neuerungen der dritten Periode eine nicht minder tiefgreifende Reform des Münzwesens der Hauptstadt. Diese Reform bleibt aber nicht ohne Einfluss auch auf die capuanische Münzung. Ausserdem tritt eine wichtige Änderung ein in Bezug auf das für die Latinergemeinden bestimmte Schwergeld.

Durch die Reform der zweiten Periode war, wie nachgewiesen, in Campanien die Silbereinheit dem hauptstädtischen Libral-As angepasst worden, doch aber nicht so, dass in beiden Währungen Einheit gegen Einheit stand, sondern vielmehr in der Weise, dass zwei Silbereinheiten d. h. zwei Scriptula der Kupfereinheit des libralen Asses entsprachen. Da aber nach der Natur der Entwicklung das Silber die aufsteigende Grösse, das Währungsmetall der Zukunft war, so entsprach es einer inneren Notwendigkeit, dass mit der Zeit die Rollen beider Werteinheiten wechseln, die Kupfereinheit in die abhängige, die Silbereinheit in die führende Stellung eintreten musste.

In dieser Wandlung liegt das Geheimnis der römischen Reduktion.

Sie charakterisirt sich dadurch, dass der hauptstädtische As durch Gleichsetzung mit der Silbereinheit des Scriptulums diesem untergeordnet, d. h. um die Hälfte seines Gewichts vermindert und auf Semilibralfuss gesetzt wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)