endgiltigen Nachgeben gezwungen. Ihre Niederlage war eine so vollständige, dass eine genau 200jährige Waffenruhe folgte. Der Socialkrieg der Jahre 90 bis 88 war der letzte grosse Freiheitskampf der tapferen Bergvölker oskischen Stammes.
Die Jahre 314 und 290 bilden daher zwei weitere wichtige Marksteine in der Geschichte der römischen Machtentwickelung. Diese Abschnitte sind auch auf die allmähliche Umgestaltung des römischen Münzwesens von greifbarem Einflusse geworden. An die Stelle der vom Jahre 335 an datierenden ursprünglichen Ordnung tritt in Campanien seit dem Jahre 312 ein bedeutend mehr romanisirtes System; nach dem Jahre 290, etwa von 286 an, nimmt Rom mit der Reduktion ein System an, das als der Vorbote seines im Jahre 268 erfolgten Überganges zur Denarwährung anzusehen ist. Diese drei Perioden:
- die erste von 335 bis 312,
- die zweite von 312 bis ca. 286,
- die dritte von ca. 286 bis 268
sind nun im Einzelnen zu betrachten.
Das Gewichtssystem, das der ursprünglichen römischen Münzordnung, sowohl für Bronze, wie für Silber zu Grunde liegt, beruht auf ein und demselben durch die Phokäer nach Italien gelangten Ursprungsgewicht, aus dem abgeleitet sind:
- das oskisch-latinische Pfund von 272.875 Gm.,
- die phokäisch-campanische Didrachme von 7.58 Gm.
Die Didrachme ist der 36., die Drachme der 72. Teil des Pfundes, genau wie auf das später recipirte attische Pfund von 327.45 Gm. 72 Denare gingen. Die Einzelheiten des metrologischen Nachweises sollen dem Hauptwerke vorbehalten bleiben. An dieser Stelle genügt die Erwähnung, dass überall da, wo phokaische Silberwährung herrscht, auch das oskisch-latinische Pfund das Landesgewicht bildet. Der Bereich dieses Pfundes erstreckt sich mithin über das Silbergebiet Nordlukaniens und Campaniens, reicht aber auch tief in die Bronzelandschaften hinein, und zwar, wie die römische Libralserie lehrt, mindestens bis zum Laufe des Tiber. Da die phokaische Währung auch bereits um 480 in Cumae Eingang gefunden hatte, so ist anzunehmen, dass das ihr entsprechende Pfund sich von hier aus bereits lange vor Beginn der römischen Münzung auch nach Latium verbreitet hatte, Rom daher mit der Münze nicht ein neues Gewicht einführte, sondern dieselbe auf ein in seinem Gebiet schon seit längerer Zeit einheimisches Gewicht basierte.
Silber und Kupfer waren in Italien durch lange Zeit ungewöhnlich stabile Werte. Seit Alters standen sie, wie anderwärts nachzuweisen,
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)