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Nur der Teufel in seinen vielen Gestalten ist es in erster Linie, der ungestraft allerlei Bosheiten verrichtet, aber dafür ist er eben auch die Personifikation des Bösen selbst, und dann dürfen wir nicht vergessen, daß manche seiner Züge erst durch das mittelalterliche Christentum in die deutsche Sage Eingang gefunden haben.

Die formelle Festigkeit und Erhabenheit des Charakters, wie er uns in der Sage entgegentritt, kann allerdings ebensowohl auch ein unmoralisches Verhältnis[WS 1] eingehen, im Rahmen der formellen Pflicht sich auch einem unmoralischen Inhalt verpflichten. Wenn die Not des Herrn dem Manne den Mord eines andern und sei es des eigenen Verwandten, befiehlt, so muß er auch den Mord vollbringen.

Der andere Hauptzug der deutschen Sage, das Bedürfnis nach Stille und Reinheit des eigenen Seelenlebens, ist noch vielseitiger; es ist damit verbunden die Ehrfurcht vor dem fremden Seelenleben in Göttern und Menschen, in Tieren und in der von uns als leblos, von unseren Vorfahren aber in kindlicher Weise als beseelt gedachten, teils organischen, teils elementaren Natur.

Darum tritt bei aller Erhabenheit der Göttergestalten in der Volkssage der Unterschied zwischen Göttern und Menschen nicht in der Art und Weise hervor wie bei anderen Völkern, z. B. den Griechen. Die griechischen Göttergestalten sind sicherlich auch majestätisch, ehrfurchtgebietend, dem Menschen Ideale der menschlichen Vollkommenheit, der Schönheit und Stärke, aber auch der Klugheit, der List, der erfinderischen Geschicklichkeit bietend; wenn der Ausdruck erlaubt ist, könnte man sagen, sie sind weltmännischer, sie zeigen virtuos ausgebildete sinnliche und geistige Eigenschaften, sie führen ein mehr dem ungestörten Genuß geweihtes Leben. Adel und Sinnigkeit, Tiefe und Reinheit des Gemüts stehen nicht schöpferisch im Mittelpunkt des Ideals altgriechischer Sittlichkeit (Schwartz).

Anders die deutsche Sage, deren Göttergestalten sich an äußerer Erhabenheit wohl mit den griechischen nicht immer messen können. Aber der Sterbliche fühlt von ihnen nicht nur den Hauch eines bloß mächtigeren und schöneren, sondern auch den eines reineren Daseins ausgehen. Die Himmlischen durchzogen in Betätigung ihrer Pflichten die Dörfer und Fluren, um die Arbeit der Menschen zu segnen. Die Volkssagen

  1. Vorlage: Berhältnis
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Karl Wehrhan: Die Sage. Wilhelm Heims, Leipzig 1908, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sage-Karl_Wehrhan-1908.djvu/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)