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Nullpunkt der Temperatur und welchen[1]), und ob es eine grössere Geschwindigkeit von Körpern als die Lichtgeschwindigkeit gibt.

38. Der andere Punkt, der uns eine Grenze der neuen Relativitätstheorie, aber auch weitere Entwicklungsmöglichkeiten zeigt, betrifft ebenfalls die relativen Geschwindigkeiten der Systeme. Wir haben da genau darauf zu achten, dass die Theorie nur für eine geradlinige und gleichförmige Geschwindigkeit aufgestellt ist. In der Gruppe der Lorentz-Transformation bedeutet — in unserer obigen Bezeichnungsweise — nur eine konstante geradlinige Geschwindigkeit. Für Systeme, die gegen einander beschleunigt sind, ist die Theorie eben erst im Entstehen[2]).

Gewöhnlich hält sich der Physiker in seinen Anschauungen nicht streng an seine Formeln, sondern umrankt sie mit einer Fülle von Vorstellungen, die in den Formeln selbst keinen Halt finden[3]). Es ist Sache der erkenntnistheoretischen Kritik, wie sie zuerst Mach in umfassender Weise geübt hat, diese Zusätze und ihre Haltlosigkeit aufzudecken: so eben beseitigte er den alten Massenbegriff, den absoluten Raum, die absolute Zeit, die absolute Bewegung, den metaphysischen Temperaturbegriff — die Vorstellungen vom ‚wahren‘ Gang der Wärme —, den absoluten Nullpunkt der Temperaturskala, den substanziellen Energiebegriff usw.

An einem im übrigen nicht gerade bedeutungsvollen Punkte der Einsteinschen Relativitätstheorie, der nur wegen seines besonders stark paradoxen Inhalts auch über naturwissenschaftliche Kreise hinaus lebhaftes Interesse und zweifelndes Staunen hervorgerufen hat, können wir uns die Grenzen der Theorie gut verdeutlichen; wir wollen darum auf ihn eingehen.

In seiner ersten Arbeit über die Relativitätstheorie[4]) kombiniert Einstein die oben (§ 20) abgeleitete Gleichung:

mit der anderen: und erhält:

,

woraus folgt, „dass die Angabe der Uhr (im ruhenden System betrachtet) pro Sekunde um Sekunden oder —

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Joseph Petzoldt: Die Relativitätstheorie der Physik. , Berlin 1914, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Relativit%C3%A4tstheorie_der_Physik.djvu/49&oldid=- (Version vom 9.6.2024)
  1. s. die ausserordentlich belehrende Kritik Machs in dessen Wärmelehre. Leipzig 1896, S 52 ff.
  2. s. Petzoldt, „Naturwissenschaft“ a. a. O. S. 51.
  3. Einstein, Zum gegenwärtigen Stande des Gravitationsproblems. Vortrag bei der 35. Naturforscherversammlung in Wien. Physik. Zeitschr. 14, 1918, S. 1249 ff. — Einstein und Grossmann, Entwurf einer verallgemeinerten Relativitätstheorie und einer Theorie der Gravitation. Teubner 1913.
  4. Annal. d. Physik 17, 1905, S. 904.