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bei Lorentz — mit den absolut ruhenden Lichtäther, dem Träger der Lichtwellen. Für die Relativitätstheorie gibt es keinen absoluten Raum und keine absolute Bewegung mehr, sondern nur relative Räume und relative Bewegung. Jeder Beobachter — im besonderen der ‚ruhende‘ und der ‚mitbewegte‘ — hat seinen eigenen Raum, und diese individuellen Räume darf man sich nicht etwa als Teils eines allumfassenden Raumes denken, sonst würde man den eben noch verworfenen absoluten Raum wieder von neuem einführen (vgl. § 18). Daher hat für die Relativitätstheorie auch der Aether keine Bedeutung mehr, er wird zu einer überflüssigen Hypothese, ja, zu einer sinnlosen metaphysischen Annahme. Und so konnte Einstein von jenen alten Vorstellungen über die Ausbreitung des Lichtes nichts beibehalten als die Konstanz seiner Geschwindigkeit im Vakuum für jeden einzelnen jener relativen Räume und als die Gleichheit dieser Geschwindigkeit für alle diese Räume. Das Unbehagliche einer solchen Voraussetzung verliert sich, wenn man in die Theorie näher eindringt. Wir wollen auf diesen Punkt daher erst dann noch einmal zu sprechen kommen, wenn wir uns eins hinreichende Vorstellung von dem Michelsonschen Versuch und seiner Auffassung durch den ‚ruhenden‘ Beobachter gemacht haben.

12. In der beistehenden Figur stellen und die horizontalen Schenkel eines um den Schnittpunkt dieser Schenkel in der Horizontalebene drehbaren Apparates dar, der im Schnittpunkt der beiden Schenkel — gegen diese unter 45° gedreht —

eine planparallele durchsichtige Platte und in und , gleich weit von entfernt, Spiegel trägt. Fällt von paralleles Licht auf , so geht es zum Teil auf dem Wege , zum Teil auf dem anderen nach dem Fernrohr , in dem man die entstehenden Interferenzenzstreifen beobachtet. Ruht der Apparat in dem Raume, in dem sich das Licht nach allen Richtungen mit der gleichen Geschwindigkeit ausbreitet, so kann bei einer Drehung des Apparates um keine Verschiebung des Interferenzenzstreifensystems eintreten, da die Wege der zur Interferenzenz gelangenden Lichtbündel gleich lang sind. Bewegt sich aber

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Joseph Petzoldt: Die Relativitätstheorie der Physik. , Berlin 1914, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Relativit%C3%A4tstheorie_der_Physik.djvu/13&oldid=- (Version vom 7.6.2024)