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     Die Ratte

Eine dicke dunkelbraune Ratte
nagt des Nachts an meinem Rückenmark,
und an meine Glieder hängt sich eine matte
dumpfe Schwere. –
Wüßt’ ich nur, wie ich der Ratte wehre!
Wären meine schlaffen Sehnen stark!
Doch umsonst. All meine beste Habe, –
alles, was ich war und was ich hatte,
nagt sie, knabbert sie in sich hinein. –
Trägt man mich dereinst zu Grabe,
senkt mich saftlos, kraftlos in das Erdreich ein,
folgt – ich wett’ – als erste dem Gebein
trauervoll und dankbar eine satte,
dicke dunkelbraune Ratte.

Erich Mühsam
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Erich Mühsam: Die Ratte. Simplicissimus, Jg 10, Heft 38, München 1905, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ratte_Simplicissimus_10_38.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)