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Der alte Kruse hatte seine Zeit in dem Städtchen sehr gut ausgenutzt. Hätte Manhard ihn begleitet, so wäre es diesem ohne Frage aufgefallen, daß der Alte eine große Menge Konserven aller Art und auch sonst die verschiedensten Dinge einkaufte, wie man sie nur für eine längere Seereise auf einsamen Meeren mitnimmt. Jedenfalls wurde der Kapitän heute in Roxara ein ganz gehöriges Stück Geld los. – Diese Einkäufe nahmen allein einige Stunden in Anspruch. Dann begab Kruse sich zu einem Landsmanne Fung-Scho’s, der bald nach der Gründung des Städtchens dort ein Pfandleih- und Darlehnsvermittlungsgeschäft eröffnet hatte. Diesem Chinesen, der trotz aller äußerlich zur Schau getragenen Ärmlichkeit über erhebliche Barsummen verfügte, bot er in einer geheimen Unterredung eine ganze Anzahl geschliffener Diamanten zum Kaufe an. Der Pfandleiher riß die Augen gewaltig auf, als er die blitzenden Steine sah, von deren Echtheit er sich bald überzeugt hatte. Der alte Kruse fragte kühl, was der Chinese für die Diamanten bezahlen wolle. Von dem Handel dürfe aber niemand erfahren.

Nach einstündigem Feilschen einigten sie sich auf 6000 Pfund (120 000 Mark), die der Pfandleiher, wie der Kapitän vorausgesehen hatte, in guten Banknoten hinzählte. Der Chinese machte dabei ein vorzügliches Geschäft. Die Edelsteine waren fast doppelt so viel wert. Aber auch der Kapitän ging befriedigt von dannen und wandte sich nun nach Fun-Scho’s Kneipe, wo er die beiden Holländer schon wieder in dem „Salon“ auf ihren Stammplätzen vorfand.

Leise und vorsichtig erzählte er ihnen von dem heute angeblich von ihm selbst entdeckten Schmugglertrick und gab ihnen dann auch alle die Anweisungen, wie Manhard dies vorgeschlagen hatte, um die Gauner mit einem Schlage zu überführen.

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W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)