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Beinkleides einen kleinen Metallgegenstand hervor – den offenbar gewaltsam ausgerissenen Haken eines Schnürschuhes, von dem der braune Lacküberzug bereits abgescheuert war.

„Dies fand ich in dem unterirdischen Gange am Fuße der Turmtreppe“, sagte er bedeutungsvoll. „Vorgestern Nacht brachte ich Perlen nach unserem Versteck. Da sah ich beim Scheine meiner Laterne dieses Ding auf dem Boden aufblinken. Braune Schnürschuhe mit solchen Hakten trägt der Deutsche, dem ich gleich nicht traute. Ich mußte also feststellen, ob der Haken an seinen Schuhen fehlte. Ich wollte nicht warten, bis er zu mir kam, um mit den Loggerkapitänen zu plaudern. So schrieb ich einen Zettel an Scheng-Si mit unseren Zeichen und verbarg ihn in dem verabredeten Spalt unter dem Sitzbrett der Jolle, mit der die Tochter des alten Kruse gestern an Land kam um Einkäufe zu machen. Dort wußte Scheng-Si das Papier wie schon öfter zu finden. Die Jolle wird ja nur durchsucht, bevor sie die Brigg verläßt, – des Perlenschmuggels wegen, nicht, wenn sie zurückkehrt. Fünf Minuten später sah ich Scheng-Si auf der Brigg ein weißes Tuch schwenken. Das war das Zeichen für „ja“. Es fehlt also an des Deutschen Schuhen ein Schnürhaken. Weiter fragte ich meinen Negerburschen Tom, der dem Deutschen, als dieser bei mir wohnte, die Schuhe einmal abreiben mußte und zwar vor dem Hause, was ich von weitem beobachtete, ob Manhard damals wohl alle Haken an den Schuhen gehabt habe. Tom schwor, er besinne sich genau, daß die Haken vollzählig gewesen seien. Er habe die Schuhe genau betrachtet, weil sie so dicke Sohlen hatten und statt der Senkel dünne, braune Lederriemen. – Manhard ist also in unserem unterirdischen Gange gewesen.“

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W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)