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diesem Augenblick regte sich bei dem kaltblütigen, jeder weicheren Regung unfähigen Verbrecher das Gewissen. Mehr noch: In diesem Moment überkam ihn auch die dumpfe Ahnung, das Schicksal würde es nicht zulassen[1], daß er die Früchte seiner ungeheuren Frevel einst auch voll genießen könnte.

Lange stand er wortlos vor der einfachen Holztafel, die von dem rötlichen Licht der Petroleumlaterne beschienen wurde, und starrte auf die geschriebenen Zeilen hin, auf diese eindringliche Mahnung, daß die Vorsehung die Menschen gar wunderbar zu leiten vermag. Die, denen er selbst den Tod in den Eis- und Schneemassen der Heard-Insel bestimmt hatte, waren diesem Tode entgangen, hatten hier in Gesellschaft eines vierten Mannes namens Peter Strupp einen Zufluchtsort gefunden, wo er, August Wend, selbst nun unter ähnlichen Umständen von der Oberwelt abgesperrt war, und hatten nachher dann auf gut Glück die ungewisse Wanderung durch einen Felstunnel angetreten, der im Hintergrunde der Höhle begann.

Ernst Pötter beobachtete den Steuermann aufmerksam, glaubte zu wissen, was in dessen Herzen vorging und hielt daher die Gelegenheit für günstig, ihm einmal ins Gewissen zu reden.

„Steuermann,“ begann er mit einer Feierlichkeit, die seinen Worten noch mehr Nachdruck gab. „Sie scheinen mir jetzt jene Ereignisse sich wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, deren spätere Folge diese merkwürdige Tafel hier geworden ist. Ob alles das, was Sie uns, den Matrosen und mir, von den Vorgängen auf der Najade und den späteren Geschehnissen erzählt haben, der Wahrheit entspricht, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber – ehrlich gestanden: Ich fürchte, vieles davon wird sich doch wohl anders verhalten haben! Vielleicht haben Sie damals an Ihrem Neffen Karl Wend ein schweres Unrecht begangen. Sollte dem so sein, dann hätten Sie jetzt die beste Gelegenheit, dieses Unrecht wieder teilweise gutzumachen, indem Sie versuchen, jene drei Unglücklichen, mögen sie sich befinden, wo sie wollen, in bewohnte Gegenden

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W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)