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schon äußerlich sehr verheißungsvollen „Bittbrief“, der mit einem platt gedrückten Stück Blei beschwert war, recht lärmend hindurchgeworfen hatte, war mein Freund von vornherein sehr skeptisch gewesen, während ich mir nicht recht denken konnte, daß eine raffiniert ausgeklügelte Fopperei vorliegen könnte, – – wie Harst dies annahm.

Wie gesagt, er hatte seinen schlechten Tag, und nur mit Mühe gelang es mir, seine Gleichgültigkeit zu beseitigen und sogar sein Interesse durch einige vielleicht ganz glückliche Schlußfolgerungen wachzurufen.

Da nun eine Kriminalgeschichte, mag sie bloße Erfindung sein oder aber auf Tatsachen fußen, unbedingt ein ganz klares Bild der Vorgänge widerspiegeln muß, will ich zunächst den „Bittbrief“ unter die Lupe nehmen.

Für gewöhnlich bedienen sich die Herren „Ungenannt“ der Schreibmaschine. Unser Anonymus, ob Mann oder Weib, bleibe vorläufig dahingestellt, wich von dieser Regel ab und hatte mit Tintenstift geschrieben. Als Papier war die weiße Rückseite eines Reklamezettels einer Dampfwäscherei benutzt worden. Diesen Zettel hatte Herr Ungenannt nachher zusammengefaltet, mit Stearin versiegelt, als Petschaft seinen Daumen verwendet und als „Beschwerung“ das Stück Blei mit eingesiegelt.

Die Anschrift lautete:

Herrn Ahmahteuhrdehtektief H. Harst.
Eilt sehr!!

Die Handschrift war auf den ersten Blick die eines Menschen, der die höheren Klassen eines Vollgymnasiums bis Sexta besucht hat und auf Sexta dreimal sitzen geblieben, sodann aber braver Landarbeiter geworden ist. Es war eine kindlich-unbeholfene Schrift,

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)