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„Können Sie aber fein raten, Herr Harst!! Es war wirklich so, – die Ida Müller muß mal irgendwie miterlebt haben, wie jemand, den sie gut kannte, verstarb … Sie faselte immer davon, daß der Anblick damals ihre härteste Strafe gewesen sei, aber der Andere hätte sich nicht erweichen lassen, – – mit dem „Anderen“ kann sie vielleicht einen Mörder gemeint haben …“

Harst stand plötzlich auf, fuhr sich leicht über die Stirn, holte tief Atem und sagte halblaut:

„Endlich!! Das ist die Gewissheit!“

„Worüber, Herr Harst?“

Er wandte den Kopf und lächelte plötzlich ganz harmlos.

„Die Gewißheit, daß Ida Müller in dieser Nacht sehr betrunken war und sich mit uns einen schlechten Scherz geleistet hat, liebe Frau Klein. Sie rief uns telefonisch hierher und brachte dann dieses Zimmer eiligst in diesen wüsten Zustand, schnitt sich in den Finger, befleckte ihr Nachthemd mit Blut und entfloh … – Vermissen Sie nichts? Besaß die Müller nicht einen Koffer?“

„Zwei sogar, aus hellem Leder … – Herr Gott, die Dinger fehlen ja, sie standen dort oben auf dem Kleiderschrank …!“

„Entflohen, – wie ich andeutete“, nickte mein Freund und ging zum Kachelofen, dessen Feuerungstür nur angelehnt war. Als er sie öffnete, fiel roter Lichtschein durch die länglichen Zuglöcher der inneren Tür in das Zimmer und auf die Dielen. – Der ganze Ofen war mit brennenden und glimmenden Papieren angefüllt.

Harst schloß die Tür wieder und blickte die Walküre nachdenklich an. „Frau Klein, vielleicht sehen Sie

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Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/49&oldid=- (Version vom 23.5.2018)