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„Harald, keine Seele ahnt, wohin wir gegangen sind, und wenn Mutter Bink uns verschwinden lassen will, wäre ihr das ein Leichtes, und ziemlich risikolos“, sagte ich gedämpften Tones, da wir ja nie wissen konnten, ob dieser Raum nicht eine Abhörvorrichtung enthielt.

Harst entgegnete genau so leise. „Keine Seele ahnt etwas von unserem Verbleib?! – Du irrst dich, mein Alter. Frau Bink hat mich beobachten lassen, und außer ihr und ihren Spionen weiß vermutlich noch jemand, daß wir die Kaschemme noch nicht verlassen haben. Je weiter die Zeit vorschreitet, um so unruhiger wird Fräulein Elsie Waga werden. Sie warf uns den Brief mit der Bleikugel durch den Türschlitz, sie war die verschleierte Frau, die aus dem Atelier entfloh, wo sie mit zwei Männern eine Besprechung hatte, sie wird Frau Bink besser kennen als wir, und sie dürfte vom Fenster ihrer Kellerwohnung aus den Hof beobachtet und uns gesehen haben. Wir beide sind leider trotz der besten Masken, sobald wir vereint auftreten, sehr leicht an dem Größenunterschied als Harst und Schraut zu erraten, zumal dein Bäuchlein sich ebenfalls schon einer gewissen Berühmtheit erfreut.“

Er schaute nach der Uhr.

„Drei Viertel Vier … Draußen bricht sehr bald der neue Tag an. Frau Theas Geburtstagsgäste werden sich entfernen, sie scheuen das Morgengrauen. In einer halben Stunde fällt die Entscheidung.“

„Ob Elsie Waga uns zu befreien versucht?“

„Ja.“

„Weshalb hat Frau Bink uns denn überhaupt hier eingesperrt, wenn sie nichts Böses gegen uns vorhat?!“ Diese Frage war sehr berechtigt.

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Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)