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bemühte, den tödlich Getroffenen zu retten. – Angespornt durch diesen ersten Fund, suchte ich nochmals die nähere Umgebung des Tatortes ab. Die Schonung enthält an jener Stelle einen alten Eichenhain. Die Eichen stehen sehr weit auseinander, zwischen ihnen liegen viele bemooste Steinhaufen. Dir ist nun bekannt, daß eine abgefeuerte Bleikugel, sobald sie auf einen Stein aufschlägt und sich breitdrückt, einen blaugrauen Fleck hinterläßt, – einen solchen Fleck von der Größe eines Markstückes fand ich, und wenn du nun einmal die Bleikugel, die Fräulein „Ungenannt“ ihrem Briefe beifügte, genau dir ansehen willst, wirst du noch jetzt in dem plattgedrückten, an den Rändern ausgefaserten Geschoß Spuren von grauem Steinmoos erkennen. Mithin hat „Ungenannt“, behaupte ich, vor mir das tödliche Geschoß dort an der Mordstelle gefunden und mir absichtlich zugeschickt. Vielleicht hat „Ungenannt“ mich auch im Walde beobachtet.“

Er schwieg. Ich massierte mir etwas die Stirn, denn der Fall begann recht verzwickt zu werden.

Mein Freund, den wohl nur Kommissar Bhuts Erscheinen im Atelier noch mehr verärgert hatte, fügte jetzt in seiner gewohnt bedächtigen, klaren und präzisen Art hinzu:

„Trotz der Mullbinden und der Entdeckung der Stelle des Kugelaufschlages kam ich mit meinen[1] Nachforschungen keinen Schritt weiter. Dir gegenüber verheimlichte ich meine Enttäuschung, beschäftigte mich aber in Gedanken andauernd mit dem schwierigen Problem. Ich sagte mir, daß der ausgeplünderte, elegante Tote – selbst die Manschettenknöpfe fehlten! – unbedingt ein Mann sein müßte, der weder in Berlin noch in Deutschland beheimatet gewesen sein könnte. Sein Verschwinden hätte sonst auffallen müssen. So gelangte


  1. Vorlage: einen
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Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)