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Hamadryas mit ihrer Königin waren vorhin im Südrande verschwunden, vom Südrand her hatte das infernalische Gekreisch eingesetzt, von dort kam der Steinhagel.

Hier wähnte ich mich sicher.

Fennekchen blieb jetzt dicht neben mir. Ich spürte ihn stets an meiner linken Wade, ich wußte, daß er bei dem geringsten Anzeichen von Gefahr mit seinem Näschen mich leise stupsen würde.

Das sanfte Gurren von Wildtauben, das fast zärtlich aus den Wipfeln herniedertönte, hatte etwas sanft Beruhigendes an sich. Dann meldete sich wieder mit häßlichem Krächzen irgendein gefiederter Räuber, an denen die Berge Abessiniens wahrlich keinen Mangel haben.

Die Nacht lebte auch hier. Ihr Leben war unsichtbar, der Urwald hüllte alles in sein unentwirrbares Gespinst von Baum, Strauch, Busch, Kletterpflanzen, gierigen Schmarotzergewächsen.

Eigentümlich, daß gerade diese Aaspflanzen, die sich vom Safte der Urwaldriesen nähren und oft genug ihre Ernährer ersticken, die schönsten Blüten tragen. Sie sind die schamlosen Heuchler mit gleißnerischen Mienen in der Natur, sie verwirren den Blick, – viele von ihnen sind giftig, und der Staub ihrer Blütenstempel erzeugt auf der Haut Blasen und Entzündungen.

Ich war hier so recht in meinem Element. Dieser uralte, unberührte Wald glich durchaus den tropischen

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Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)