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Unruhe und Pein brachte. – Dies jedoch mag ein anderer berichten …“

Er verneigte sich vor Lylian…

„Sprich du, o Herrin, und gib deine Seele preis, denn die Ohren, die dir lauschen, sind dir zugetan und vertraut.“

Lylian saß in derselben Haltung auf dem Steine wie damals auf dem Thron des Affentanzplatzes.

Sie hatte das Haupt in die Hand gestützt und starrte regungslos vor sich hin. Ihre Worte klangen weich und trostlos und griffen mir ans Herz.

„Meine Ehe,“ sagte sie mit einiger Überwindung, „zerbrach an Torheiten … Ich liebte meinen Gatten, der ein guter Mensch war. Er hatte einen Fehler: Er spürte mein geistiges Übergewicht, und er fühlte sich klein und unbedeutend neben mir und wurde gehässig und zuweilen brutal. Aber meine eigenen Fehler waren größer, ich prunkte mit den Geistesgaben, die mir die Natur verliehen hatte, ich wurde stolz und überhebend und war blind und sah nicht, daß ich das Beste zerstörte: Unsere Liebe! – Als ich erkannte, daß wir uns fremd geworden, floh ich hier in die Einsamkeit. Zwei Jahre lebte ich hier, dann erreichte mich durch Patumengi die Kunde, daß mein Gatte in dieser Gegend aufgetaucht sei. Er verschwand jedoch wieder, und nur zuweilen bewohnte er seine grüne versteckte Hütte in der Hyänenschlucht und … verschwand aufs neue. Ich glaubte, daß sein Herz von

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Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/188&oldid=- (Version vom 31.7.2018)