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sich dreimal tief vor der Toten, murmelte irgendwelche besonderen Worte und wandte sich hierauf an Homra und mich.

„Die Tote dort,“ sagte er leise und feierlich, „ist des Kaisers Theodorus Lieblingsgattin Mennikara, die strahlende Sonne. Als der Kaiser damals vor vielen Jahren (April 1868) während der Belagerung Magdalas durch die Engländer erkannte, daß diese beim nächsten Sturmangriff in die Stadt eindringen würden, da übergab er mir und meinen Leuten, die wir in Affenfellen für ihn Späherdienste verrichtet hatten, die wertvollsten Stücke seines Schatzes und seine Lieblingsgattin und befahl mir, diesen Berg aufzusuchen und hier abzuwarten, ob es ihm gelingen würde, der fremden Eindringlinge und der rebellischen, bestochenen Fürsten wieder Herr zu werden. – Sollte ich sterben, so befahl er weiter, wirst du, Patumengi, für Mennikara sorgen und die Schätze erst dann wieder meinem Nachfolger übergeben, wenn Äthiopien ein freies Land geworden ist und keine Gefahr mehr besteht, daß die uralten Kleinodien meines Geschlechts in unrechte Hände geraten. – Meine Leute und ich verließen nachts die Stadt und schlichen mit der uns anvertrauten Frau und den zum Teil zerlegten Wertgegenständen durch die Baumkronen und so durch die Reihen der Feinde. Unterwegs hierher verstarb Mennikara am Wechselfieber. Wir balsamierten ihre Leiche ein, hingen sie, wie dies unsere Vorfahren taten, in den

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Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/186&oldid=- (Version vom 31.7.2018)