Was nun noch kommen kann, ist Realismus der achtziger Jahre, und der wäre mit meinem Grog [du bist schon beim achten Glase] zu teuer bezahlt.)
Indessen irrst du dich, mein Lieber, entgegnete Emil und lächelte auf eine skandalöse Manier. So war es nicht. Jener Knebelbart war nicht der hurtige Franzose, als den du dir ihn vorstellst, sondern unser Freund Frank Wedekind. Daß dieser sich nicht so benommen hat, wie du es mit deiner literar-historischen Anmerkung anzudeuten beliebtest, liegt auf der Hand, und ich brauche es nicht ausdrücklich zu beteuern. Sinaïde erklärte mir, daß sie sich ihm zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet fühle, weil er ihr in einem Augenblicke den Glauben an die Menschheit wiedergegeben habe, als sie im Begriffe war, ihn zu verlieren.
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)