er mich denn gar nicht sehen? dachte ich mir und zog mich aus. Ich war ärgerlich, fühlte aber doch noch diese wohlige gewisse Erwartung. Nun lag ich im Bett und lauschte. Zieht er sich nicht endlich aus? dachte ich mir. Da hörte ich, wie er sich aufs Kanapee legte und gleich darauf klang es herüber: Schlaf wohl! Ich fuhr wie von der Tarantel gestochen auf und starrte[WS 1] maßlos bestürzt ins Dunkel. Was soll das heißen? Schlaf wohl? Und ich schrie: So komm doch! – Was denn? rief er, fehlt dir etwas? – Du, du, du fehlst mir, rief ich; warum willst du mich nicht? – – Ach, ich mag das nicht erzählen! Dieser Tölpel hielt mir eine Rede über die Notwendigkeit der Keuschheit für die Apostel der Freiheit und was noch alles. Ich sprang aus dem Bett und stieß ihm die Fäuste ins Gesicht. Er wehrte sich nicht einmal. Dann fiel ich erschöpft in einen Weinkrampf, während er sich wie ein Samariter um mich bemühte. Das war mir das Ekelhafteste. Ich raffte mich auf, zog mich an und stürzte auf die Straße. Er
Anmerkungen (Wikisource)
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Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/119&oldid=- (Version vom 13.9.2017)