keine Kunst, sondern zoologischer Garten. Nur einmal gerieten sie ins Wanken. Das war, als Willem den „Häuptlingstanz“ exekutierte, wobei er nur und ausschließlich die Pumphosen anhatte. Dieser Tanz war aber auch eine Sache! Afrika, Leidenschaft, Äquator, Urwald, Brüllen vor Liebe rasender Löwen, Palmenrauschen, Zischen von Klapperschlangen aus dem Dickicht himmelhoher Agaven, Nachtigallengeschluchz und ein Duft giftiger, aber unsagbar schöner Blumen, – dies alles war nach dem Urteil der stark schöngeistigen Frau Major von Kipferle in diesem Tanz, bei dem Willem übrigens in einer Weise transpirierte, daß man es schon Schwitzen nennen und ein Fenster öffnen mußte.
Dieser Tanz faszinierte, es war kein Zweifel, sogar die gar nicht schöngeistige Frau Wirtin, die selber offensichtlich in Schweiß geriet; aber es war doch nur vorübergehend, und schließlich waren sich alle Damen (die Weiber eingeschlossen) darüber einig, daß das doch eine recht unpassende Art sei zu tanzen, und man konnte entschieden
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/040&oldid=- (Version vom 31.7.2018)