Bewohnerschaft der Stadt und hinter dem Wirt alles Männliche und Weibliche angesammelt, was zu seinem Personal gehörte und eben an Gästen im Hostinek vorhanden war. Auch die Frau Wirtin, ein umfangreiches Wesen von äußerster Blondheit, war da. Sie, die Köchin, das Küchenmädchen und das Stubenmädchen erklärten sofort und ohne daß sie irgendwer zu diesem Verdikte veranlaßt hätte, einstimmig, daß dieser Berliner Mohr über alle Maßen greulich und der Gedanke, ihn im Hause zu haben, über alle Begriffe widerwärtig sei. Aber der Herr Major von Kipferle, der sich mit einigen seiner Offiziere unter den Gästen befand, brach in ein dröhnendes Lachen aus und meinte, er fände den schwarzen Mann vergleichsweise berückend, und er verspräche sich viel Amüsement von ihm, denn wenn schon ein Berliner etwas Komisches sei und ein Neger etwas Komisches, wie komisch müsse dann erst ein Berliner Neger sein. Und Dr. Bammser, die böse Zunge des Ortes (ich brauche nicht hinzuzufügen: seines Zeichens Advokat), rief in seinem schmetternden Diskant:
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/035&oldid=- (Version vom 31.7.2018)