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begnügte, mithin von Max oder Moritz in den Kriegspässen der beiden keine Spur zu finden war.

Auch sonst bedeuteten diese Spitznamen eigentlich einen vollständigen Fehlgriff. Max und Moritz, die weltberühmten Helden des großen Zeichner-Humoristen Wilhelm Busch, waren bekanntlich halbwüchsige, stets zu dummen, übermutigen Streichen aufgelegte Knaben. Balder und Plautsack dagegen standen bereits Mitte der dreißig und lange schon in Amt und Würden, bevor der grausame Weltkrieg sie ihrer friedlichen Beschäftigung entriß und ihnen den feldgrauen Rock bescherte, den sie freilich nur mit etwas sauersüßem Lächeln anzogen. Beide ahnten ja, daß es ihnen beim Militär infolge ihrer besonderen Anlagen nicht gerade hervorragend gut ergehen würde, was denn auch in vollem Maße eintraf. Vorher hatte der würdige Herr Postassistent Siegfried Balder den kleinen, dicken und mehr als bequemen Eisenbahnschaffner August Plautsack nie gesehen. Keiner hatte vom anderen etwas geahnt. Dann aber hieß es in der aus dreißig frisch eingekleideten Vaterlandsverteidigern bestehenden vierten Korporalschaft des Rekrutendepots von Seiten der Vorgesetzten ohne Unterlaß. „Mensch, Balder, – sind Sie ungeschickt …!!“ oder …: „Plautsack – Beine in die Hand – ein bißchen munterer!!“

Balder und Plautsack fielen mit einem Wort gesagt stets und ständig auf – aber nicht angenehm – im Gegenteil. Sie wurden bald, trotzdem sie sich die redlichste Mühe gaben, die Schmerzenskinder der Korporalschaft. Und da das, was sie als Soldaten leisteten, zumeist Dummheiten waren, so tauchte für sie ganz plötzlich die Bezeichnung Max und Moritz auf, und schon wenige Tage später

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W. Belka: Die Höhlen von Saint-Pierre. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_H%C3%B6hlen_von_Saint-Pierre.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)